Wien - Während sich die Händler demonstrativ über den zweiten Weihnachtseinkaufssamstag freuen, warten über 500.000 Handelsbeschäftigte nach wie vor auf einen Kollektivvertragsabschluss. Auch am Samstag fanden in einigen Bundesländern Protestaktionen statt, die größte davon mit etwa 400 Teilnehmern vor einer Baumax-Filiale in Leonding (OÖ). Die Gewerkschaft fordert ein Gehaltsplus von zumindest drei Prozent für alle, die Arbeitgeber hingegen wollen die Gehaltskurve nach oben hin abflachen.

Auch wenn das vorweihnachtliche Treiben heute von den Gewerkschaftsmaßnahmen kaum berührt wurde - gestreikt wurde schließlich nicht -, so ist ein Abschluss kommenden Mittwoch (5. Dezember) dringend notwendig, um den Weihnachtsfrieden zu wahren. Zwar hat die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts insgesamt über die Jahre abgenommen, ein Streik wäre jedoch für viele Branchen fatal. Buchhändler sowie Schmuck- und Spielzeuggeschäfte erwirtschaften zu Weihnachten einen bedeutenden Anteil ihres Jahresumsatzes.

Land und Rand ohne Jubelstimmung

Wie unter dem Jahr, so zeigt sich auch zu Weihnachten, dass hauptsächlich Händler in prominenten Einkaufsstraßen in den Landeshauptstädten und Einkaufszentren profitieren, während Geschäfte am Land oder in Randlagen durch die Finger schauen. Das Rennen um die Packerl spielt sich an den immer gleichen Orten ab, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Jubelstimmung alljährlich groß ist.

"Aus unserer Sicht ist das Weihnachtsgeschäft nach wie vor eine der wichtigsten Saisonen für den Handel. Wir erwarten uns eine positive Entwicklung in allen unseren Shopping-Centern nach einem erfolgreichen Jahr 2012. Das Weihnachtsgeschäft ist für den Handel wie ein 13. Monat im Jahr, was die Umsätze betrifft", meint etwa Marcus Wild, Chef der Spar-Shoppingcentergruppe SES. Zu SES gehören in Österreich zahlreiche Einkaufszentren, darunter der Salzburger Europark oder der Innsbrucker Sillpark.

Für das neue Shoppingcenter in Gerasdorf bei Wien, dem G3, sei seit der Eröffnung Mitte Oktober "jeder Samstag wie ein Weihnachtssamstag", sagte Center Manager Michael Maukner. Dem G3 ist mit der irisch-britischen Kette Primark als Ankermieter ein Coup gelungen. Obwohl das Einkaufszentrum öffentlich nicht so gut erreichbar ist, pilgern zahlreiche, vor allem junge, Frauen hin, um bei dem Bekleidungsdiskonter zu shoppen.

"Eine Katastrophe" für Lugner

Das macht dem Wiener Einkaufszentrumsbetreiber Richard Lugner zu schaffen: "H&M, C&A und Tally Weijl haben bei mir Probleme, weil die Jungen ins G3 zu Primark fahren." Aber auch sonst seien die vergangenen drei Wochen "eine Katastrophe" gewesen, beklagte Lugner die Aktionen in G3, Auhofcenter und Wien-Mitte vor allem der Elektrokette MediaMarkt/Saturn. "Das spürt der MediaMarkt bei uns natürlich voll." Die Schuhhändler wiederum stöhnten über für November zu warme Temperaturen, die Buchkette Weltbild über die Abwanderung der Umsätze Richtung Internet. "Alles in allem war die Frequenz heute aber schon okay", so Lugner. Noch besser wäre es freilich, wenn er samstags länger als bis 18.00 Uhr offen haben dürfte, geschweige denn sonntags, meinte Lugner. Sein Kampf um den offenen Sonntag beschäftigt(e) inzwischen mehrere Gerichte. (APA)