Bild nicht mehr verfügbar.

Anders Jacobson strahlt in allen Lagen.

Foto:Matthias Schrader/AP/dapd

Bild nicht mehr verfügbar.

Anders Jacobsen unter Beobachtung der Kampfrichter.

Foto: EPA/DANIEL KARMANN

Anders Jacobsen ist schuld daran, dass Genesis und nicht Peter Gabriel durch die mit 20.500 Zuschauern ausverkaufte Arena von Garmisch-Partenkirchen donnerte. "I can't dance" ist der Lieblingssong des Norwegers, und Lieblingssongs werden bei der Vierschanzentournee nur für Sieger aufgelegt. Peter Gabriel fiel um die Tantiemen für "Solsbury Hill" um. Denn Gregor Schlierenzauer, der sich diesen Song ausgewählt hatte, verpasste seinen vierten Triumph beim Neujahrsspringen nach 2008, 2010 und 2012 nur um 0,9 Punkte.

Halbzeitführung für Schlierenzauer

Dabei hatte es für den Tournee-Titelverteidiger nach dem ersten Durchgang sehr gut ausgesehen. Der noch 22-jährige Stubaier sprang auf 134 Meter und ging als Halbzeit-Führender in die Entscheidung. Jacobsen, zum Auftakt in Oberstdorf schon klarer Sieger vor Schlierenzauer, musste in der Luft ordentlich korrigieren, um einen Sturz zu vermeiden. Seine 131 Meter reichten zum neunten Platz, die Jury zeigte sich bei den Punkteabzügen in den Haltungsnoten gnädig.

Im Finale setzte der 27-Jährige aus Honefoss alles auf eine Karte und segelte auf 143 Meter. Den Schanzenrekord des Schweizers Simon Ammann, der überraschend im ersten Durchgang ausgeschieden war, verpasste er nur um 0,5 Meter. Schlierenzauers Konter (136,5) reichte nicht, die Jury hatte seinen stilistisch einwandfreien Sprung um zwei Punkte schlechter als den weiten Satz von Jacobsen bewertet.

"Das ist total krank. Mein zweiter Sprung war einfach perfekt", sagte der Triumphator, der in der Tournee-Gesamtwertung mit einem Vorsprung von 12,5 Punkten auf Schlierenzauer zum dritten Springen nach Innsbruck (4. Jänner) fährt. Schlierenzauer, der die Führung im Gesamtweltcup verteidigte, war naturgemäß ein wenig zerknirscht. "Mein Sprung war nicht schlecht, wenn auch ein bisschen zu spät. Wir haben aber noch einige Reserven, und jetzt kommt mein Wohnzimmer Bergisel." ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner nahm nicht direkt auf die Jury-Bewertung von Jacobsen und Schlierenzauer Bezug, sagte aber: "Ich weiß nicht, ob da der eine oder andere zu Silvester zu lange ausgegangen ist."

Den norwegischen Vormarsch komplettierten Anders Bardal (3.) und Tom Hilde (4.). Das hervorragende Mannschaftsergebnis feierte das Team noch im Auslauf, und Norwegens Cheftrainer Alexander Stöckl, ein Tiroler, war aus dem Häuschen. Die Konkurrenz spekuliert mit speziellen, neuartigen Sprungstiefeln, die das Erfolgsgeheimnis der Norweger sind. "Man muss kein blindes Huhn sein, um zu sehen, dass sie seit der Tournee auf einmal so konstant springen", sagte Schlierenzauer. "Die Verantwortlichen müssen sich das anschauen." Tun sie das, stoßen sie auf eine verstärkte Zunge in den Sprungstiefeln, die Norweger experimentieren damit seit Sommer, nur Jacobsen und Hilde benützen das neue Material.

Für das ÖSV-Team setzte es in Garmisch – an den Erfolgen der vergangenen Jahre gemessen – eine zünftige Niederlage. Nur vier Springer schafften es ins Finale. Thomas Morgenstern, in Oberstdorf noch gescheitert, wurde als zweitbester Österreicher Elfter.

Kofler kiefelt

Andreas Kofler musste nach seiner Disqualifikation in Oberstdorf den nächsten Rückschlag hinnehmen. Der 28-jährige Stubaier landete nur auf Platz 19. Die umstrittene Anzugregel hat Kofler, der mit zwei Saisonsiegen als Mitfavorit zur Tournee gereist war, nachhaltig verunsichert. Nur zwei Zentimeter dürfen seit dieser Saison zwischen Körper und Anzug des Athleten liegen. Der ursprünglich achtplatzierte Tiroler überschritt diese Grenze, die den Auftrieb der Springer in der Luft regulieren soll, deutlich. Um vier Zentimeter mehr Platz als erlaubt soll Koflers Bauch im Anzug gehabt haben. (David Krutzler aus Garmisch-Partenkirchen, DER STANDARD 1.1.2013)