Wien/Berlin/Innsbruck - Nach einem tödlichen Lawinenunglück von vergangenem Samstag im Gemeindegebiet von Sellrain in Tirol (Bezirk Innsbruck-Land), bei dem ein vorbeikommender Tourengeher die Hilfe bei der Suche nach einem Vermissten unterlassen haben soll, hat die Polizei am Neujahrstag eine Personenbeschreibung veröffentlicht. Demnach soll es sich um einen 40 bis 50 Jahre alten Mann handeln. Als auffällig wurde ein "DAV"-Aufnäher (Abkürzung für Deutscher Alpenverein, Anm.) auf der Oberbekleidung erwähnt, sagte ein Beamter am Dienstag.

Der Gesuchte soll rund 1,80 Meter groß sein und deutschen Dialekt gesprochen haben. Die Statur des Tourengehers wurde als schlank beschrieben. Der Aufnäher oder auch Aufkleber dürfte eine Größe von circa 20 mal fünf Zentimeter haben. Die zuständige Exekutive (059133/7583-100) bat um Hinweise.

Bereits am Sonntag waren die Ermittlungen gegen Unbekannt wegen unterlassener Hilfeleistung angelaufen. Im Zuge der Erhebungen zum Lawinenunfall wurde unter anderem das Gipfelbuch kontrolliert, hieß es.

"Moralisch höchst bedenklich"

Bei dem Lawinenunglück auf dem rund 3.000 Meter hohen Zischgeles war ein 38-jähriger Steirer unter den Schneemassen verschüttet worden. Erst nach längerer Zeit konnte er geortet und ausgegraben werden. Der Mann erlitt schwere Verletzungen und starb daran einen Tag später in der Innsbrucker Uni-Klinik.

Ein bei dem Lawinenabgang auf rund 2.800 Meter Seehöhe Beteiligter hatte bei der Suche nach seinem Freund den aufsteigenden Skitourengeher um Hilfe gebeten. Dieser soll allerdings negiert und seinen Weg fortgesetzt haben, schrieb Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol in seinem Blog, wodurch dieser Vorfall publik wurde. "Das ist moralisch höchst bedenklich", meinte er zu diesem Verhalten. Zunächst war auch von einer zweiten Person, einem abfahrenden Tourengeher, die Rede gewesen. Dieser soll sich der Vermisstensuche mit der Aussage, es "interessiere ihn nicht", entzogen haben. "Dies ist aber im Zuge der weiteren Abklärung relativiert worden", erklärte Nairz schließlich. Dieser Beteiligte habe sehr wohl nach Personen gesucht. (APA, 1.1.2012)