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Christbaum oder Weihnachtsbaum?

Foto: APA/ALOIS LITZLBAUER

Ganz dem Realismus verpflichtet, beginnen wir das Jahr nicht mit allen (un)möglichen guten Vorsätzen, sondern mit dem Eingeständnis einer Niederlage. Die Schlacht ist verloren, wir kapitulieren. Zum ersten Mal wurden in diesem österreichischen periodischen Druckwerk in der Vorweihnachtszeit mehr Weihnachtsbäume als Christbäume gezählt. "An" Weihnachten kam im ORF erstmals ein "Stefanie-Tag" zur Sprache - "Stefani" kann ja wohl nur ein Irrtum sein, oder? Dass die Wörter zwar manchmal noch da sind, aber nicht mehr verstanden werden, demonstrierte in einem TV-Beitrag die Klarstellung "Im Weinviertel heißen Bohnen Fisolen": Gekocht wurden dann allerdings keine Fisolen, sondern - Bohnen eben.

Wie gesagt, man muss einsehen, wenn man verloren hat. Auch in dieser Zeitung wird "mal" ... "mal" geschrieben, und weil es aus dem Norden kommt, klingt es uns wie lauteres Hochdeutsch in den Ohren. "Nur" und "erst" sind obsolet, heute ist "gerade einmal" der 2. Jänner. Und "lecker" möchten wir nicht außen vor lassen, wie sollte eine Cola auch sonst schmecken?

Losgeworden sind wir jedoch überraschenderweise das "Zurückbleiben bitte!" in der Wiener U-Bahn. Dafür werden wir aufgefordert, beim Verlassen "achtsam" zu sein. Das ist nett, denn das macht uns zu besseren Menschen, was beim reinen Aufpassen, nicht in den Spalt zwischen Wagon und Bahnsteig zu treten, nicht der Fall wäre. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 2.1.2013)