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Foto: Mohsen Tavarro/AP/dapd

Drei maskierte Männer halten einen bärtigen Mann, dem die Augen verbunden wurden, fest. Sie führen seine Hand zu einer Maschine mit einem eingespannten Sägeblatt, kurze Zeit später fällt ein abgetrennter Finger des Mannes zu Boden. Die Bilder stammen aus dem Iran, bei dem Mann soll es sich um einen verurteilten Dieb, bei der Amputier-Maschine um die neueste Erfindung des iranischen Justizsystems handeln.

Die ISNA, Irans studentische Nachrichtenagentur, veröffentlichte vier Fotos von der öffentlichen Amputation und ihrem blutigen Ende auf ihrer Homepage Ende Jänner. Bei den maskierten Männern dürfte es sich um Mitglieder des iranischen Justizsystems handeln. Laut ISNA wurde der 29-Jährige beschuldigt, Kopf einer kriminellen Organisation zu sein, verurteilt wurde er wegen Raubes und Ehebruch in der südiranischen Stadt Shiraz - ein Hotspot für Irans Drogenschmuggel.

Neben der Amputation aller Finger auf einer Hand wurde der Mann auch zu drei Jahren Haft und 99 Peitschenhieben verurteilt. Auffallend ist, dass der Verurteilte auf den Fotos keinerlei Anzeichen von Schmerzen zeigt. Ali Alghasi, Staatsanwalt der Stadt Shiraz, kündigte nach der Amputation an, dass die Strafen gegen Kriminelle zunehmend härter werden würden, einen Grund dafür nannte er allerdings nicht.

Präsidentschaftswahlen

Die öffentliche Amputation ist ein neuer, blutiger Höhepunkt in einer ganzen Reihe an öffentlichen Strafmaßnahmen im Iran. Laut der aus dem norwegischen Exil agierenden Organisation Iran Human Rights (IHR), gab es in den vergangenen Tagen acht öffentliche Hinrichtungen, eine öffentliche Amputation und vier Auspeitschungen vor Publikum.

Mahmoud Amiry-Moghaddam, Sprecher der IHR, zeigt sich überrascht, dass die Amputation nicht nur in der Öffentlichkeit stattfand, sondern die Bilder auch über eine offizielle Nachrichtenagentur verbreitet wurden. "Wir beobachten, dass die Behörden Fälle von körperlicher Bestrafung immer öfter in die Öffentlichkeit bringen. Jedes Mal, wenn Wahlen vor der Tür stehen, sehen wir einen Anstieg an derartigen Vorgängen", sagte der Menschenrechtsaktivist dem Sender France 24. Irans Präsidentschaftswahl soll voraussichtlich im Juni 2013 stattfinden.

Für Aufsehen sorgte zuletzt die öffentliche Hinrichtung von zwei Dieben in Teheran am 20. Jänner. Die beiden 20- und 23-Jährigen Männer wurden von Überwachungskameras dabei gefilmt, wie sie einen Mann mit einem Messer bedrohten und ausraubten. Ihre Beute: Umgerechnet 20 Euro. (stb, derStandard.at, 1.2.2013)