Budapest/Düsseldorf - Die bereits vor zwei Monaten angekündigte Übernahme des Gasgeschäfts von E.ON in Ungarn durch den ungarischen Staat dürfte nun unter Dach und Fach sein. Man habe alle nötigen Vereinbarungen getroffen und es seien nur noch technische Detailfragen zu klären, sagte Regierungschef Viktor Orbán im ungarischen Radio. Das Geschäft betrifft vier Gasspeicher und den Vertrag über den Gasimport aus Russland. Der Kaufpreis dürfte bei rund 800 Millionen Euro liegen.

Orban wollte den genauen Kaufpreis nicht nennen, bezeichnete aber den von Medien kolportierten Preis von 800 Millionen Euro als "nicht unrealistisch". Das Internetportal "nol.hu" hatte berichtet, die Leitung des staatlichen ungarischen Energiekonzern MVM habe am Donnerstag seitens der Ungarischen Vermögensverwaltung MNV die Vollmacht erhalten, für das ungarische Gasgeschäft von E.ON bis zu 875 Millionen Euro zu bezahlen. Der Premier betonte, in Zukunft werde nicht mehr E.ON, sondern Ungarn selbst mit Russland darüber verhandeln, wie viel Gas zu welchem Preis importiert werde.

Absichtserklärung im November unterzeichnet

Noch im November 2012 hatte E.ON mit Orbán in Budapest eine Absichtserklärung über den Verkauf des ungarischen Erdgasgeschäftes an die ungarische MVM unterzeichnet. Damals hieß es in einer Aussendung des Orbán-Büros, Ungarn strebe in seiner Energiepolitik nach der Schaffung "einer konstanten Versorgungssicherheit". Dazu sollten über die MVM die Erdgasspeicherung und der Erdgashandel ausgebaut werden, hieß es. Oppositionelle Medien erinnerten daran, dass durch den Kauf die ungarischen Staatsschulden weiter wachsen würden, da der Kauf mit einem Kredit finanziert werde.

Der ungarische Energiekonzern MOL hatte sein Gasgeschäft 2005 an E.ON für einen Milliardenbetrag veräußert. Im Jahr 2010 sicherte sich die damalige sozialistische Regierung eine Option zum Kauf des ungarischen Gasgeschäftes von E.ON. Diese Option sollte bis 2016 laufen. Die ungarische Tochter von E.ON beliefert sämtliche ungarische Verteilergesellschaften und somit indirekt jeden einzelnen Haushaltskunden. (APA, 1.2.2013)