Den Haag - Die Niederlande müssen den angeschlagenen Finanzkonzern SNS Reaal verstaatlichen. Dies werde insgesamt 3,7 Milliarden Euro kosten, sagte der Finanzminister des Landes, Jeroen Dijsselbloem, am Freitag. Das Institut solle eine Kapitalspritze in Höhe von 2,2 Milliarden Euro bekommen. Zusätzlich seien Kredite im Volumen von 1,1 Miliarden Euro und Bürgschaften von 5 Milliarden Euro vorgesehen.

Haushaltslage verschlechtert

Die neuerliche Rettung des Instituts werde die Haushaltslage dieses Jahr entsprechend verschlechtern, ergänzte Dijsselbloem, der zugleich seit kurzem Euro-Gruppenchef ist. Die Niederlande sind bisher in der Schuldenkrise einer der Musterknaben in der EU und haben - wie Deutschland - bei allen großen Rating-Agenturen noch die Bestnote AAA. Der Minister wollte sich allerdings nicht zu der Frage äußern, ob der Sparkurs des Landes nun verschärft werden müsse.

Die Schuldenkrise hatte sich zuletzt beruhigt, die Refinanzierungsbedingungen der Krisenländer merklich verbessert. Finanzielle Probleme in den Niederlanden könnten Auswirkungen auf andere EU-Länder haben. Zum Beispiel hatte die Rating-Agentur Moody's im vergangenen September den Ausblick für die Bonitätsnote der EU auf "negativ" gesenkt. Die Niederlande sind neben Deutschland, Frankreich und Großbritannien ein Schwergewicht und tragen mit am meisten zum EU-Haushalt bei.

Nummer vier in den Niederlanden

SNS ist mit Vermögenswerten von rund 130 Milliarden Euro die Nummer vier bei den Allfinanzkonzernen in den Niederlanden. Diese bieten ihren Kunden sowohl Bank- als auch Versicherungsprodukte an. Das Unternehmen hatte bereits 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 750 Millionen Euro vom Staat erhalten. Jetzt leidet der Konzern unter Verlusten aus seinem Immobilien-Engagement. Laut Dijsselbloem steht das Haus vor Abschreibungen von 2,4 bis 3,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das gesamte Engagement in der Immobilienfinanzierung belief sich zuletzt auf knapp zehn Milliarden Euro.

SNS hatte zuvor über Monate versucht, Firmenteile zu verkaufen und seine Refinanzierungssituation zu verbessern. Medienberichten zufolge verhandelte ein Investoren-Konsortium unter Führung von CVC über eine Finanzspritze - offenbar ohne Erfolg. (APA, 1.2.2013)