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Zusammenstöße vor Mursis Präsidentenpalast in Kairo.

Foto: AP/Shemy

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Ein Demonstrant kämpft mit den Flammen, nachdem er ein Mursi-Poster verbrannt hat.

Foto: AP/Nabil

Kairo - Gegner des ägyptischen Staatschefs Mohammed Mursi haben nach einem Protestmarsch den Präsidentenpalast in Kairo angegriffen. Etliche Jugendliche warfen am Freitag bei Einbruch der Dunkelheit mehr als 20 Brandsätze auf das Gebäude und zündeten ein Feuerwerk an der Außenmauer des Geländes. Ein Dach innerhalb des Komplexes geriet dabei in Brand. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Al-Arabiya berichtete zudem von Zusammenstößen von Aktivisten und der Polizei vor der britischen Botschaft in der Nähe des Tahrir-Platzes im Zentrum der Stadt.

Bei den Protesten ist in Kairo ein Mensch getötet worden. Ein 23-jähriger Mann sei an Schussverletzungen gestorben, sagte der Vizechef des Gesundheitsamts, Ahmed al-Ansari, der Nachrichtenagentur AFP am Freitagabend. Insgesamt seien mindestens 53 Menschen bei den Ausschreitungen verletzt worden. Demonstranten warfen Brandsätze und Steine auf die Sicherheitskräfte.

Landesweit sind nach dem Freitagsgebet Hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen, um für einen Rücktritt Mursis und die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit zu demonstrieren. In Port Said am Suez-Kanal zogen Männer in schwarzen Trauergewändern durch die Straßen und skandierten: "Mursi ist der Feind Gottes". Auch in der Hafenstadt Alexandria, in Ismailia und in Kairo gab es Protestmärsche gegen Mursi.

"Werden sterben so wie sie"

Seit Freitag vor einer Woche, dem zweiten Jahrestag des Aufstands gegen den früheren Machthaber Hosni Mubarak, wurden rund 60 Menschen bei Protesten gegen Mursi getötet. Die schwersten Ausschreitungen mit Dutzenden Toten gab es in Port Said. "Wir werden sterben so wie sie, um Gerechtigkeit zu erzwingen", riefen die Demonstranten. Freitag war auch der Jahrestag der Fußballkrawalle von Port Said, bei denen im vergangenen Jahr 74 Menschen umkamen. Die Todesurteile gegen 21 mutmaßliche Anführer der Krawalle hatten am Samstag die Unruhen dort ausgelöst. Mursi rief daraufhin für Port Said und andere Städte den Notstand aus und verhängte nächtliche Ausgangssperren.

Am Donnerstag hatten die Muslimbrüder, die Mursi unterstützen, und Oppositionsgruppen in einer gemeinsamen Erklärung zum Gewaltverzicht aufgerufen. Doch kaum endete das Krisentreffen, zu dem der führende islamische Geistliche Scheich Ahmed al-Tayeb eingeladen hatte, kündigte die Opposition in der Nacht zu Freitag neue Kundgebungen an. "Wir haben das Mubarak-Regime mit einer friedlichen Revolution zu Fall gebracht, und wir sind entschlossen, dieselben Ziele genau so wie damals zu erreichen, ganz gleich, wie groß die Opfer oder die barbarische Unterdrückung sind", schrieb Oppositionsführer Mohamed ElBaradei via Twitter.

Die Opposition wirft Mursi vor, die Ziele und den Geist der Revolution verraten zu haben, indem er zuviel Macht in seiner Hand und bei den Muslimbrüdern konzentriere. Diese wiederum halten der Opposition vor, den ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Landes stürzen zu wollen. (APA, 1.2.2013)