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Musikalische Wittenbrink-Revue: Kurt Sobotka und Gideon Singer spielen Schach und streiten heftig, Ober Otto Schenk redet Holler, und Sona MacDonald verdreht allen den Kopf (v. li.). 

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien - Theaterspielen hält höchstwahrscheinlich nicht für immer, aber doch recht lange jung. Die alten Herren des Josefstädter Theaters - Gideon Singer (86), Albert Rueprecht (83), Kurt Sobotka (82) und Otto Schenk (82) - demonstrieren dies mit Elan und Enthusiasmus in einer musikalischen, ganz nett dahinplätschernden Revue, die am Donnerstag vielbeklatscht uraufgeführt wurde.

Skurrilerweise fehlt gerade der titelgebende Song Forever Young von Bob Dylan. Aber Franz Wittenbrink, Spezialist für heitere bis melancholische Themenabende, hat enorm viel Material zusammengetragen - und dieses schräg miteinander kombiniert. Das Spektrum reicht von Bach über Schubert bis Purcell, vom klassischen Musical über das Chanson bis zum Austropop, von Elvis Presley bis Britney Spears. Zudem gelingt Wittenbrink sogar so etwas wie eine (wenn auch bei den Haaren herbeigezogene) Handlung.

Die Wanduhr steht still. Dennoch erlebt man im Zeitraffer einen Tag in einem herrlich abgetakelten Kaffeehaus, das Miriam Busch mit Liebe zum Detail - bis hin zur Naber-Kaffee-Fensterbeleuchtung und einer rotierenden Tortenvitrine - ausgestattet hat.

Der André des Albert Rueprecht strahlt mit weißem Schal Grandezza aus. Wenn er nicht Zeitung liest, schwärmt er von der Liebe. Kurt Sobotka und Gideon Singer sind unterdessen ins Schachspiel vertieft. Der trinkfreudige Herr Ober quittiert alle Bestellungen von der Küche aus mit "Ich fliege!" - zu Gesicht aber bekommt man ihn nur selten. Aber jeder seiner Auftritte wird zum superben Sketch: Otto Schenk redet Holler, den niemand versteht, erzählt absurde Geschichten und rezitiert die Gralserzählung auf Russisch.

Schon bald gesellt sich Toni Slama dazu: Wiewohl mit 64 der Jüngste, gibt er, gefesselt an den Rollator, den Hinfälligsten. Er erheitert mit seinen Songs über Doping (Es lebe der Sport) und Pillenkonsum. Ihn wieder ins Bett zu bugsieren gelingt Ruth Brauer-Kvam, der grellen montenegrinischen Pflegerin, nicht. So bleibt auch sie. Die Enkelin des Obers kommt nach der Schule ins Café: Eva Mayer brilliert u. a. im Aufsingen der chemischen Elemente.

Und dann betritt mit Sona MacDonald auch eine mondäne Blondine die Szene. Sie verdreht den Männern natürlich den Kopf. Zusammen mit den anderen Damen macht sie Tempo. Trotzdem wird es nach der Pause ziemlich mühsam. Zu viele Klischees, zu viel Nostalgie. Aber: Feuer haben die alten Herrn, keine Frage. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 2./3.2.2013)