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Betrügerisches Pyramidenspiel oder nicht?

Foto: Reuters

New York / Wien - Hedgefondsmanager setzen gewöhnlich auf Diskretion. Sie nutzen "Dark Pools", um ihre Wertpapier-Wetten vor anderen Marktteilnehmern zu verstecken und sind oft sogar für ihre Investoren kaum transparent. Doch um das Ernährungs- und Kosmetikunternehmen Herbalife ist ein medialer Schlagabtausch entbrannt. Im Mittelpunkt: Bill Ackman. Der Hedgefondsmanager hat im Dezember dem Unternehmen vorgeworfen, dass es sich um ein Pyramidenspiel handle. Mit einer Milliarde Dollar wettet er gegen die Aktie. Sein Fonds, Pershing Square Capital Management, verwaltet mehr als zehn Milliarden Dollar.

Ackmans These: Herbalife ist ein betrügerisches Pyramidenspiel. Denn das Unternehmen verdiene sein Geld nicht mit dem Verkauf von Abnehms-Shakes und Vitaminpräparaten, sondern mit dem Anheuern von immer mehr " Vertriebspartnern". Die Vertriebspartner verkaufen die Produkte, doch ihre Aufgabe ist auch, weitere Menschen für das Netzwerk anzuwerben. Das Unternehmen laufe nur, wenn immer neue Partner dazukommen und selbst die Produkte kaufen: ein klassisches Pyramidenspiel. Herbalife weist die Vorwürfe zurück und sagt, dass "ein Großteil" des Umsatzes von mehr als fünf Mrd. Dollar an "echte Kunden" außerhalb des Netzwerks geht.

Unschlüssige Darstellung

Auch andere Hedgefondsmanager finden Ackmans Darstellung unschlüssig. Daniel Loeb von Third Point hat knapp acht Prozent der Herbalife-Aktien gekauft. Er hält Ackmans These für "aberwitzig".

Vergangene Woche schaltete sich die Hedgefonds-Legende Carl Icahn (76) ein. In einem Interview im Wirtschaftsfernsehen CNBC bezeichnete er Ackman als "Lügner" und "Heulsuse" und warf seinem Kontrahenten - die beiden verbindet ein langer Rechtsstreit um 4,5 Millionen Dollar - Manipulation vor.

Für Ackman und seine Investoren könnte die Wette zum Desaster werden, sagt Icahn. Er warnt vor dem "größten aller Short-Squeezes". Wenn Investoren Aktien leer verkaufen, und damit wie Ackman auf fallende Kurse wetten, versprechen sie einem anderen Marktakteur die Aktie zu einem gewissen Preis zu verkaufen. Fällt der Kurs unter diesen Preis, bekommt man die Differenz. Doch bei einem "Squeeze", einer Verknappung, kommt der Leerverkäufer nicht mehr zu den Aktien, die er verkaufen muss. Die Kurse steigen und die Verluste treiben den Spekulanten in die Pleite.

So geschehen etwa bei der Aktie des deutschen Autobauers Volkswagen, die im Oktober 2008 innerhalb weniger Tage von 200 auf 850 Euro gestiegen war. (Lukas Sustala, DER STANDARD; 2.2.2013)