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Die Chancen auf Olympiasport stehen im Winter für ÖSV-Präsident Schröcksnadel besser als im Sommer

Foto: Reuters

Schladming/Wien - "Wien hätte sehr viel bessere Chancen auf Olympische Winterspiele als auf Olympische Sommerspiele. Wirklich gute Chancen." Vor der Eröffnung der Ski-WM am Montag wundert sich Peter Schröcksnadel, der Präsident des Skiverbands (ÖSV), über die Volksbefragung im März in Wien. "Soll sich die Stadt um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2028 bemühen?", lautet eine der Fragen. Schröcksnadel hält es im Gespräch mit dem Standard für " prinzipiell gut, ein Interesse abzufragen", hätte es aber besser gefunden, hätte sich Wien nicht auf den Sommer festgelegt. "Für Sommerspiele ist Wien zu klein, die Infrastruktur fehlt."

Damit spricht der ÖSV-Präsident vor allem Sportanlagen an, die Wien abgehen. Das würde zwar auch den Winter betreffen, die Dimension wäre aber eine ganz andere. Man brauche nicht zehn oder mehr neue Sporthallen, "sondern vielleicht nur drei Hallen, und die kann man ja auch nachher brauchen". Schröcksnadel erinnert an Salzburg, das sich zweimal erfolglos für Winterspiele beworben hatte und an Vancouver (2010) sowie Sotschi (2014) gescheitert war. "Salzburg hatte nie eine Chance. Du brauchst ja auch für Winterspiele heute schon sehr viele Hotels. In Wien gibt es die." Österreich sei "ein Land, das sich im Winter gut verkauft". Diesen Umstand mit Wien zu verbinden, wäre "sicher kein Fehler".

Semmering für Wien

Wiener Winterspiele wären allerdings relativ, die Hohe-Wand-Wiese kommt für Skirennen nicht infrage. "Die Berge sind vor der Tür", sagt Schröcksnadel und führt den Semmering und Lackenhof am Ötscher an. Der Semmering hat sich mehrmals bei Damenrennen (Slalom, Riesenslalom) im Weltcup bewährt. Eine Abfahrt in Lackenhof? "Kein Problem", sagt Schröcksnadel, als Besitzer der Ötscher-Liftgesellschaft muss er es wissen.

Schröcksnadel würde also vor allem Niederösterreich miteinbinden. Georg Bliem, steirischer Tourismuschef und Boss der Schladminger Planai-Bahnen, könnte Wiener Winterspielen ebenfalls viel abgewinnen, würde allerdings auch die Steiermark und Oberösterreich involvieren. Bliem zum Standard: "Damit würde auch der Osten Osterreichs eine Skisportkompetenz erhalten." In Schladming ließe sich "die jetzt für die WM ausgebaute Infrastruktur perfekt auch für olympische Spiele nutzen".

Bedarf und Gespräche

Schröcksnadel wünscht sich, dass nach der Wiener Volksbefragung, wie auch immer sie ausgeht, weiter diskutiert wird. Eine etwaige Absage an Sommerspiele sollte nicht als generelle Sportverdrossenheit der Wiener interpretiert werden und Gespräche über mögliche Winterspiele verhindern. Gesprächsbedarf würde es ausreichend geben, das ist Schröcksnadel klar. Wo sollten die Skisprungbewerbe stattfinden? "In Kaltenleutgeben. Da gibt es seit Jahren Überlegungen." Auch eine Rodel- und Bobbahn könnte dort errichtet werden, sagt der ÖSV-Chef, gibt aber zu, dass die Nachnutzung "fraglich" wäre. Der Eiskanal in Innsbruck-Igls wäre von Wien schon relativ weit entfernt.

Schröcksnadel ist Vizepräsident des österreichischen olympischen Komitees (ÖOC), dessen Präsident Karl Stoss am Freitag nicht erreichbar war. Doch laut Informationen des ÖOC und der BSO (Bundes Sport Organisation) hatte die Wiener Stadtregierung, als sie sich auf die Olympiafrage festlegte, darüber nicht mit den führenden Sportfunktionären des Landes geredet.

Peter Wittmann, Parteifreund Häupls und als BSO-Präsident allen Sportarten verpflichtet, steht "jeder Bewerbung positiv gegenüber" und würde auch in Sommerspielen "einen Riesenvorteil für die Ost-Region sehen". Laut Wittmann könne man schließlich auch im Sommer etliche Anlagen in Niederösterreich nützen, beispielsweise "das Multiversum in Schwechat und die Arena Nova in Wiener Neustadt".

Sinn und Renommee

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel sieht es "nicht als ÖOC-Aufgabe, der Gemeinde Wien zu sagen, dass der Winter in die Frage hineingehört". Die Durchführung Olympischer Spiele sei eine Herausforderung, "und die ist im Sommer größer". Egal ob Sommer oder Winter, machen Spiele laut Mennel " prinzipiell Sinn" - wegen der Umwegrentabilität, wegen der Schaffung von Arbeitsplätzen, wegen einer Bewusstseinsbildung für den Sport. "Dass Österreich ein hohes Renommee im Winter hat, liegt auf der Hand." (Fritz Neumann und Walter Müller, DER STANDARD, 2./3.2.2013)