User "El Bonzo" postete zu einer früheren Kolumne ("Die Sache mit Alt und Jung", 21. 1. 2013) möglicherweise ironisch: "Die Alten haben sich ganz klar gegenüber der Jugend geoutet. Jetzt werden sie mit den Konsequenzen leben müssen. Alten Leuten über die Straße helfen: Das war gestern".

Inzwischen steht einigermaßen fest, dass die Älteren mehrheitlich für die Wehrpflicht der Jungen gestimmt haben (siehe Gastkommentar von Sora-Experte Hofinger). Außerdem sind sie die mehreren. In der doch einigermaßen bewegten Debatte, die daraufhin losbrach, wurde auch die Pensionenfrage thematisiert. Jüngere finanzieren jetzt die Pensionen der Älteren, zahlen mehr ein, werden aber weniger bekommen (unter anderem durch die Umstellung auf ein Pensionskonto bzw. die vielen kleineren Verschlechterungen im Pensionsrecht der letzten Jahre).

Die Älteren sind politisch besser organisiert, politisch aktiver und haben sich in den letzten Jahrzehnten recht bequem eingerichtet. Nicht alle Alten! Wenn man so etwas schreibt, melden sich immer Personen, die ein Leben lang hart gearbeitet haben und 1200 Euro oder noch weniger Rente beziehen. Aber in den Jahrzehnten unseres Sozialstaates haben sich breite Schichten von Sonderbegünstigten herausgebildet. Der Rechnungshof kritisierte kürzlich die üppigen Pensionen bei den Sozialversicherungsanstalten: Ein 1970 geborener Akademiker der Sozialversicherung erhält eine Pension von 3860 Euro, ein Bundesbeamter nur 2670. Nichtakademiker (Fachdienst) erhalten 2550 Euro (Bundesbeamte: 2120). Rund zwei Drittel der Mitarbeiter der (insgesamt 28) Sozialversicherungsanstalten gingen in die "Hacklerpension" (Frühpension ohne Abschläge).

Oder: Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts, Karl Aiginger, bezeichnete anlässlich der Bundesheerdebatte jenen Teil des Heeres, der von beamteten Funktionsträgern besetzt wird, als "Selbstbedienungsladen" (General Entacher sagt, es befänden sich 8000 nicht benötigte Beamte im Personalstand). Der Rechnungshof spricht von 2500 überbezahlten, nur eingeschränkt verwendungsfähigen Heeresbeamten.

Würde man all diese Beispiele einmal zusammenfassend darstellen, käme man sehr rasch zu dem Schluss: Ungerechtigkeit oder Ungleichheit spielt sich nicht nur zwischen Jung und Alt oder Arm und Reich, Mann und Frau ab, sondern sehr, sehr oft zwischen Personen nahezu gleichen Alters, Geschlechts, nahezu gleicher Ausbildung und Herkunft.

Der Interessenverbändestaat Österreich kennt enorme Unterschiede zwischen dem geschützten und dem ungeschützten Sektor, zwischen öffentlich und privat, zwischen politisch/gewerkschaftlich gut vernetzt und freischwebend / ohne Lobby.

Diese Disparitäten haben noch keine nennenswerten politischen und gesellschaftlichen Konflikte ausgelöst. Möglicherweise herrscht noch immer das Gefühl vor, ein ruhiges soziales Klima sei vorzuziehen. Aber dort ist es, wo sich ein guter Teil der wahren Verteilungsungerechtigkeit abspielt. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 2./3.2.2013)