Wenn ein hoher Beamter in Pension geht, dann gibt es eine angemessene Abschiedsfeier - wenn es sich um hohe Beamte des Heeres handelt, dann ist das eben eine militärische Feier mit mehr oder weniger Klimbim. Das hat nur bedingt mit der Person des Gefeierten zu tun: Wenn man einen Vorgesetzten würdig feiert, dann feiert man auch seinen Rang, seine Funktion, man gibt dem Bundesheer jene Würde, die den Streitkräften zukommt. Und die Teilnehmer - welchen Ranges sie auch sein mögen - bekommen etwas von dieser Würde ab.

Verteidigungsminister Norbert Darabos kann dem nichts abgewinnen, er war nie Soldat, und er kann mit Soldaten nicht umgehen. Aber er ist Zeitungsleser, bevorzugt von Boulevardmedien - entsprechend verhält er sich. Er nennt die Tätigkeit von Soldaten "megasinnlos", wenn es Schlagzeilen bringt. Und er will schon gar nicht einen "pompösen" Festakt zum Abschied von General Edmund Entacher.

Die Absage der Feier (wie sie für Offiziere niedrigeren Ranges durchaus üblich ist) hat nichts mit Einsparungen zu tun: Flugzeuge, Panzer und Fußtruppen müssen zu Übungszwecken ohnehin in Marsch gesetzt werden. Um dasselbe Geld können sie auch vor dem zu Ehrenden defilieren. Es ist vielmehr der Versuch, Entacher heimzuzahlen, dass dieser immer gegen den Minister recht behalten hat. Ein Verteidigungsminister sollte aber verstehen, dass das Bundesheer bei jeder Gelegenheit Flagge zeigen muss. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 12.2.2013)