Das ganze Sommersemester lang lädt an Montagabenden die TU Wien zu Vorlesungen zum Thema Stadtradeln.

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Radfahren boomt in Wien. Um ein funktionierendes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, bedarf es einer Reihe interdisziplinärer Planungen.

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Radfahren in der Stadt boomt, besonders in Wien. Die Stadtverwaltung hat 2013 zum Fahrradjahr ausgerufen, und im Juni kommt der große Radkongress Velo-city nach Wien.

Auch der Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik am Institut für Verkehrswissenschaften an der Technischen Universität (TU) Wien widmet sich dem Fahrrad und veranstaltet im heurigen Sommersemester zum ersten Mal die Ringvorlesung "Radfahren in der Stadt" unter Federführung der Forschungsbereichsleiter J. Michael Schopf, Paul Pfaffenbichler und Tadej Brezina.

Im Zentrum der Vorlesung steht der Überblick über die vielen Facetten von (sub-)urbanem Radverkehr: die historische Entwicklung des Fahrrades, die heutige Bedeutung als städtisches Transport-und Freizeitverkehrsmittel, die Planung von Anlagen zum Fahren und Abstellen, medizinische Auswirkungen, Sicherheit sowie die kulturelle Bedeutung und der Status des Fahrrades in der Gesellschaft.

Auftakt am 4. März

Den Auftakt am 4. März macht eine Diskussion zum Thema "Radverkehrspolitik in der Stadt". Unter der Leitung von Sibylle Hamann ("Der Falter") werden Lydia Ninz (ARBÖ), Martin Blum (Stadt Wien), Alec Hager (Radlobby Österreich), Peter Michael Lingens ("Profil") und Hermannn Knoflacher (TU Wien) über die politische Bedeutung des Radverkehrs, die augenblickliche Situation sowie Entwicklungsmöglichkeiten diskutieren.

Die Vorlesungen starten dann am 11. März mit einem Blick des Wiener Rechtsanwaltes Johannes Pepelnik auf die rechtlichen Besonderheiten des Radverkehrs und jene Bereiche, wo es für besonders radfahrfreundliche Straßen noch Verbesserungsbedarf gibt.

Alec Hager, Geschäftsführer der heuer frisch aus der Taufe gehobenen Radlobby Österreich, liefert Einblicke in Netzwerke der Macht, wo RadfahrerInnen versuchen, in realpolitischen Entscheidungen bessere Bedingungen für sich zu erreichen. Die Grazer Sportwissenschafterin Sylvia Titze und der Wiener Verkehrswissenschafter Paul Pfaffenbichler werden über medizinische und gesundheitliche Beiträge des Radfahrens berichten.

Gründe, das Rad (nicht) zu benützen

Die in Wien stadtbekannten Fahrradsoziologen Roland Girtler und Ralf Risser werden in die  kulturelle Einbettung der RadfahrerInnen und die Beweggründe das Rad (nicht) zu benützen einführen.

Konzepte sind zu allen Orten und allen Zeiten gemacht worden. Aber wie sieht die Umsetzung der Planungen in der Realität aus? Anhand der Kleinstadt Esch-sur-Alzette in Luxemburg referieren der Wiener Planer Romain Molitor, der ehemalige Verkehrsstadtrat Felix Braz sowie der Verkehrsreferent Lucien Malano über die Mühen und Erfolge alltagspolitischer Umsetzung.

Die beiden Historiker Sandor Bekesi vom Wien Museum und Anne-Katrin Ebert vom Technischen Museum Wien nehmen sich der historischen Komponente an – einerseits der Radverkehrspolitik, andererseits des Fahrrades als technisches Gerät in permanenter Entwicklung.

Das Fahrrad aus philosophischer Perspektive

Der Wiener Philosophieprofessor, begeisterte Rennradfahrer und Wissenschafter des Jahres 2006, Konrad Paul Liessmann, wird Einblicke in die kulturelle Bedeutung des Radverkehrs bei Mobilitätskonzepten bieten, der Radverkehrsexperte von der Universität für Bodenkultur und Planungs-Buchautor Michael Meschik über die notwendigen und zu beachtenden Planungsgrundlagen des Radverkehrs zu berichten wissen.

Im letzten Jahrzehnt haben Bike Sharing Systeme einen ungeahnten Erfolgslauf gehabt, in sehr vielen Städten der Welt bieten sie eine flexible Alternative zum Fahrradbesitz. Hans-Erich Dechant, Geschäftsführer des Citybike Wien, liefert dazu den globalen Überblick und lokale Einblicke.

In der Abschlussvorlesung wird sich der Mobilitätsforscher Tadej Brezina von der TU Wien ansehen, welche Infrastrukturen fürs Parken und Fahren in den Rad-Erfolgsländern zum Erfolg beigetragen haben. Alle Fahrradinteressierten sind willkommen. (red, derStandard.at, 1.3.2013)