Auf der Lerchenfelder Straße wird nun ein mehr als ordentlicher Phô bo geköchelt.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der außen knujsprige, innen mollige Pfannkuchen Banh Xeo ist aber auch sehr toll.

Nguyen's Pho House

Foto: Gerhard Wasserbauer

Man kann nicht oft genug betonen, wie wunderbar die vietnamesische Idee vom Essen ist. Wie da Gedämpftes und Frittiertes, Gegrilltes und Rohes, Geschmortes und Geröstetes im Zuge eines Mahles in wechselnder Reihenfolge und in zahllosen - stets duftig-zarten - Kombinationen durcheinandergegessen wird, bis der halbe Tag vergangen und man sich immer noch frisch und unbeschwert fühlen darf - das ist schon von unerreichter Expertise um die Freuden des Leiblichen im Generellen und jene des Gaumens im Speziellen.

Das Bewusstsein, dass Essen eine viel zu schöne Beschäftigung ist, um sie je mit Magendrücken, Sodbrennen oder gar Schlaflosigkeit büßen zu müssen, ist ein Zeichen fortgeschrittener Kultur, wie wir sie wohl noch lernen müssen.

In Nguyens Pho House auf der Lerchenfelder Straße wird seit drei Wochen demonstriert, wie wenig dafür im Grunde nötig ist: Die erste Hälfte der einst als Döner-Bude verrufenen Lokalität besteht aus dem Eingangsbereich und der offenen Küche, die zweite ist rohen Bänken und Tischen vorbehalten, auf denen sich die Kundschaft vom ersten Tag an ziemlich eng schlichten muss. Das wundert nicht wirklich, duftet es doch beim Eintreten so vielschichtig frisch und gleichzeitig auch wuchtig, dass einem augenblicklich ganz warm um die Mitte wird. Eine große schwarze Tafel über dem Herd gibt Auskunft, was es zu essen gibt - und wie wenig es kosten darf.

Neue Aromenspiele auch bei Vietnam-Kennern

Es gibt gedämpfte Banh-Cuon-Rollen mit gegrilltem Schweinefleisch, bei denen der dünne Reisteig auf geschmeidige, saftige Art gummig ist - schmeckt unverhältnismäßig viel reizvoller, als es klingt. Es gibt feinwürzige Reisnudelsuppe Phô bo, die auch Vietnam-Kennern noch einmal neue Aromenspiele eröffnet.

Es gibt einen außen knusprigen, innen weichen Banh-XeoPfannkuchen, der mit allerhand Kräutern, Gemüse und Garnelen gefüllt ist und vor dem Verzehr wie so oft in die Dipsauce aus Nuoc-Mam-Fischsauce, Limettensaft, Zucker und Chili getaucht werden will - ja! Es gibt köstliche, am Spieß gegrillte Fischcakes mit dünnen Reisnudeln und, eh klar, frischen Kräutern. Es gibt aber auch Tu Cuon - Sommerrollen zum Selberrollen, wobei man sich die Fülle aus allerhand Köstlichem selbst zusammenstellen kann (grandios etwa die Kombo aus pochiertem Schweinebauch und Ananas mit Basilikum und Garnelenpaste!).

Dass die Mannschaft hier mit großem Ernst und Spaß an der Sache ist, merkt man sofort. Dass es sich bei den Betreibern Huu-Nghi und Thi Anna Nguyen um Bruder und Schwägerin des wohl außerordentlichsten vietnamesischen Wirts der Stadt handelt - Huu Phuoc Nguyen vom Viet Tao am Karlsplatz nämlich -, kann dann kaum noch verwundern. (Severin Corti, RONDO, DER STANDARD, 1.3.2013)