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Mit dem Prick-to-prick-Test lässt sich feststellen, ob ein Patient auf Titan allergisch ist.

Foto: APA/Peter Roggenthin

Nach einem Unfall erhielt die 28-jährige Klara neun Zahnimplantate und klagt seither über anhaltende Beschwerden im Mundbereich. "Ich bin nun seit über einem Jahr fast zahnlos und habe Kieferschmerzen sowie Entzündungen am Zahnfleisch." Nach einigen erfolglosen Antibiotika-Therapien ließ sie sich in einem Allergieambulatorium testen.

"Da ich bereits an einer Kontaktallergie auf Nickel leide, kam mir die Möglichkeit einer Reaktion auf Titan plausibel vor", berichtet Klara. Ein Prick-to-prick-Test mit reinem Titan auf den Armen reichte aus, um eine Unverträglichkeit festzustellen. "Bereits nach wenigen Stunden begann es zu jucken und zu brennen. Auch nach der Entfernung der Titanplättchen breitete sich die allergische Reaktion weiter aus. Meine Haut war auch noch am nächsten Tag gerötet, die Stelle begann richtig zu schmerzen und anzuschwellen."

Die Zahnimplantate lässt sich Klara nun wieder entfernen. "Dann lieber wieder zahnlos", resigniert die Patientin, die vorerst die Nase voll hat von weiteren Behandlungsmethoden.

Bläschen am ganzen Körper

Stefanie erhielt ebenfalls zwei künstliche Zahnwurzeln aus Titan, kurz darauf bildeten sich juckende Bläschen am ganzen Körper. Mit einem Blutteste, dem Titan-Stimulationstest, wurde bei ihr eine Titan-Unverträglichkeit festgestellt. "Liegt eine genetisch bedingte überschießende Ausschüttung von Entzündungsstoffen beim Kontakt mit Titan vor, so ist eine reaktionslose Einheilung eines Titanimplantats, trotz bester Hygiene und optimaler Operationstechnik, meist nicht möglich", erklärt Kieferchirurgin Babette Klein.

Eine "echte" Typ-IV-Allergie auf Titan, die mit einem Lymphozyten-Transformationstest ermittelt werden kann, komme allerdings sehr selten vor. Stefanie ließ sich die Implantate wieder herausnehmen, und nach kurzer Zeit verschwanden auch auch ihre Hautreaktionen.

Drei Jahre Beschwerden durch Implantat

Thomas litt nach dem Einsatz von drei Zahnimplantaten an Leistungsabfall, Müdigkeit und Kopfschmerzen. "Plötzlich bekam ich auch noch nie zuvor da gewesene Hautausschläge", sagt der 40-Jährige. Nach drei Jahren Beschwerden beschloss er, sich seine Titan-Implantate wieder entfernen zu lassen. Stattdessen hat er jetzt eine Oberkiefer-Prothese mit Gaumenplatte. "Das ist zwar nicht so praktisch wie ein Implantat, aber dafür fühle mich wieder wohl."

Lediglich einen Stiftzahn aus Titan, der als dritter Brückenpfeiler dienen sollte, erhielt Raphaela. "Die Wunde ist nie richtig geheilt, und ich konnte ein Jahr lang nicht ohne Schmerzen beißen", erzählt sie. Bei einem Allergietest mit der Prick-to-prick-Methode stellte sich bei Raphaela allerdings keine Titan-, sondern eine Quecksilber-Unverträglichkeit heraus. Auch sie ließ sich das Titanstück entfernen und beißt seither wieder schmerzfrei zu. (Elisa Weingartner, derStandard.at, 28.2.2013)