Mit Schnellzügen zwischen Wien und Salzburg Geld zu verdienen ist nicht leicht. Mit dem neuen Eisenbahnpaket der EU könnte zumindest das Einzugsgebiet größer werden.

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Wien/Salzburg - Zwischen Westbahn und Salzburger Verkehrsverbund (SVV) hängt der Haussegen schief. Der Grund, den Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster am Donnerstag forsch vortrug: Man bekomme vom SVV noch immer keine Entgelte bezahlt, wolle aber nicht dauerhaft "für Gottes Lohn" fahren. Die Folge: ein Ultimatum. Gebe es binnen Monatsfrist keine Lösung, "müssen wir kündigen", schließlich gelte die Transportverpflichtung sonst für ein weiteres Jahr. Es gehe um einen sechsstelligen Betrag.

In Salzburg gibt man sich demonstrativ unaufgeregt, versichert aber, nach einem Kompromiss zu suchen. Gespräche mit dem Land Salzburg würden laufen. Und: Man werde einen Austritt der Westbahn sicher nicht billigend in Kauf nehmen. Der SVV sei aber eine Kooperationsplattform für 17 Partnerbetriebe, die das vereinnahmte Geld mittels Einnahmenaufteilungsvertrag untereinander aufteilen. Der SVV fungiere dabei als Clearingstelle. Eine offizielle Stellungnahme gab es unter Hinweis auf laufende Gespräche nicht. Aber: Westbahn Management GmbH habe beim Beitritt zum SVV gewusst, dass erst vier Jahre nach dem Beitritt die Netzwirksamkeit ihrer Verkehre überprüft wird. Diese Netzwirksamkeit ist Basis für den Aufteilungsschlüssel des Erlöses.

Verbundmitglieder schnapsen Fahrpreis aus

Grundsätzlich gilt: Die Verbundmitglieder schnapsen sich ihren jeweiligen Anteil am Fahrpreis untereinander aus. Wer eine Fahrkarte verkauft, behält gemäß Nettoverträgen die Einnahmen. "Erpressen" lasse man sich übrigens nicht. Wer eigenwirtschaftliche Verkehre anbiete, könne nach einem Jahr nicht öffentliche Finanzierung beanspruchen, weil sich die Linien nicht rechneten.

Über Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr gaben sich Westbahn-Chef Forster und sein Chef, Rail-Holding-Vorstand Clemens Schneider extrem zugeknöpft. Umsatz- und Gewinnzahlen veröffentliche man nicht, weil Konkurrent ÖBB Personenverkehr für die Strecke Wien - Salzburg auch keine gesonderten Zahlen ausweise. Allerdings sei klar, dass man 2012 rote Zahlen eingefahren hat. "Im Laufe des Jahres 2013" werde der Break-even erreicht, das könnte sich auch für das Gesamtjahr ausgehen, sagt Schneider.

Das erste Quartal 2012 sei "eine schwierige Phase" gewesen, seit September laufe das Geschäft aber sehr gut. Im Februar 2013 habe man um 80 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahresmonat. Vielfahrer hätten Westbahn für sich entdeckt, sagt Schneider, der "kurzfristig" ohne Preiserhöhungen auskommen will.

Die Ausgangssituation 2011 war freilich schwierig: Laut Firmenbuch erhöhte Westbahn 2011 den Bilanzverlust von 2,89 auf 14,2 Millionen Euro, die Verbindlichkeiten von 45,2 auf 145,04 Millionen. Allerdings haben sich im gleichen Zeitraum auch die Kapitalrücklagen von 11,4 auf 28 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Gegen Rosinenpicker

Stichwort öffentlicher Verkehr: Westbahn ersehnt mehr Liberalisierung, insbesondere die Ausschreibungspflicht im Nahverkehr, wie sie im vierten EU-Eisenbahnpakets ab 2019 vorgesehen ist. Für EU-Abgeordnete Evelyn Regner und die Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner (beide SP) steht genau deshalb ein Mann an der Spitze der "Best of Böse"-Charts: Siim Kallas. Der EU-Verkehrskommissar will mit dem Paket ein Verbot von Direktvergaben durchdrücken.

Brauner, die im Licht der Volksbefragung von 7. bis 9. März nicht müde wird, vor möglichen Privatisierungszwängen zu warnen, sieht auch Wiener Lokalbahnen (Badner Bahn) gefährdet. Dass Direktvergaben künftig nicht mehr möglich sein sollen, "würde dazu führen, dass sich private Betreiber nur noch profitable Strecken aussuchen", sagt Bauner. Der öffentlichen Hand blieben nur unrentable Strecken. (APA/ung/fern, DER STANDARD, 1.3.2013)