Dramatische Videobotschaften: Dominik N. wurde dazu gezwungen, die Forderung von Lösegeld mitzuteilen - sonst müsse er sterben.

Foto: Youtube

Seine Familie flehte die Entführer an, ihn am Leben zu lassen.

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Sanaa/Wien - Nach dem berührenden Videoappell der Familie des im Jemen entführten Österreichers Dominik N. lief am Donnerstag das Ultimatum mit der Lösegeldforderung ab. Offiziell gebe es nichts Neues zu vermelden, hieß es zunächst im Außenamt in Wien. Doch wie der Standard berichtete, versucht nicht nur ein in den Jemen entsandtes Diplomatenteam alles, um die vor einer Woche angekündigte Erschießung zu verhindern. In der gesamten arabischen Welt werden Verbündete mobilisiert, die wie die bedeutendste Autorität des sunnitischen Islam, Großscheich Ahmed al-Tayyeb von Al-Azhar in Kairo, ein Ende der Entführung fordern.

Dominik N. selbst hatte in einem auf Youtube veröffentlichten Video unter vorgehaltenem Maschinengewehr davon gesprochen, dass er erschossen werde, wenn kein Lösegeld bezahlt werde. Das offenbar von den Kidnappern angefertigte Video enthielt keine Angaben über die geforderte Summe und auch keine Hinweise auf den Aufenthaltsort der Geisel. Der österreichische Sprachstudent war am 21. Dezember gemeinsam mit zwei finnischen Staatsbürgern in Sanaa entführt worden. Von wem genau, ist ebenfalls unklar. Der deutsche Terrorismusexperte Ralf Tophoven glaubt nicht, dass Al-Kaida involviert ist. Er tippt eher auf eine kriminelle Bande, die nur an Geld interessiert sei.

Per Video, ebenfalls auf Youtube veröffentlicht, flehen Mutter, Vater und Bruder von Dominik N. die Entführer (auf Englisch und Deutsch) an, die Geisel unversehrt freizulassen. Nach der an Dominik gerichteten Botschaft "Wir lieben dich unendlich" endet das Video im verzweifelten Schluchzen der Mutter.

Schweizerin kam frei

Während Österreich noch auf die Freilassung hofft, konnte sich die Schweiz am Donnerstag über gute Nachrichten freuen. Eine im Jemen entführte Schweizerin wurde von ihren Entführern nach fast einem Jahr freigelassen. Man sei dem Staat Katar "zutiefst dankbar für die außerordentlichen Anstrengungen im Zusammenhang mit der Freilassung", hieß es im Schweizer Außenministerium. Die Frau war am 12. März 2012 aus ihrem Haus in Hodeida am Roten Meer von Stammeskämpfern entführt worden. Sie arbeitete in der im Westen Jemens gelegenen Stadt für ein Sprachinstitut.

Auch Dominik N. war der Sprache wegen in den Jemen gereist. Das Land gilt als die Wiege des Arabischen, viele europäische Unis, darunter auch das Wiener Institut für Orientalistik, vermitteln Sprachkurse in Sanaa. (simo, DER STANDARD, 1.3.2013)