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Für viele Atos-Mitarbeiter ist bereits die Zeit des E-Mail-freien Arbeitens angebrochen.

 

Foto: dapd

Als Thierry Breton Anfang 2011 das Projekt "Zero E-Mail" in seinem Unternehmen ausrief, erntete er weltweit großes Erstaunen und heftiges Kopfschütteln. Der Atos-Chef und französische Exfinanzminister ließ sich nicht beirren. Der IT-Dienstleister ist gut unterwegs, den internen E-Mail-Verkehr tatsächlich abzuschaffen.

25 Prozent emailen nicht mehr

Rund 25 Prozent der 1773 Atos-Mitarbeiter in Österreich, schicken sich bereits keine elektronische Post mehr untereinander zu. Bis Ende 2013 sollen schließlich alle 75.000 Konzernbeschäftigte sich nicht mehr durch unnütze Kollegenmails in ihrer Arbeit behindert fühlen.

Hervorgegangen sei Zero E-Mail aus dem 2010 initiierten Wellbeing@Work-Projekt, bei dem die Mitarbeiter ihre Vorstellungen eines Wohlfühlarbeitsplatzes einbringen sollten, warf der zuständige Atos-Manager Robert Shaw auf einer Pressekonferenz in Wien einen Blick zurück. Schnell habe sich herauskristallisiert, dass ein hoher Prozentsatz der Mitarbeiter vor allem ob der täglichen E-Mail-Flut stöhnte.

Bis zu 20 Stunden mit Abarbeiten beschäftigt

Zwischen fünf und 20 Stunden seien Mitarbeiter in jeder Woche nur mit dem Abarbeiten von Mails beschäftigt, konstatierte Chef Breton. Zu viel unnötiger Stress und und unproduktive Ablenkung von der eigentlichen Arbeit, befand er. Andererseits zeigte sich, dass junge Digital Natives das Arbeiten mit E-Mails erst lernen mussten, wenn sie neu ins Unternehmen kamen. Denn diese kommunizieren längst mittels Social-Media-Plattformen wie Facebook, über Instant Messaging, Blogs, Wikis.

Gesucht wurde daher eine Lösung, die einem sozialen Netzwerk wie Facebook nahekommt, mit Zusatzbusinessfunktionen wie Workflowmanagement oder Dokumentenarchivierung. Gefunden wurde diese in der Enterprise-Social-Software von BlueKiwi. Atos kaufte das Pariser Start-up praktischerweise gleich auf und bietet die Lösung nun anderen Unternehmen an.

BlueKiwi

"Statt eine E-Mail mit einer Powerpoint-Präsentation als Anhang zu versenden, kann man diese einfach in BlueKiwi ablegen. Jeder, der im Projekt mitarbeitet, kann sie sich von dort aus selbst runterladen", beschreibt Shaw den neuen Ansatz. Oder man kann damit wie auf Twitter anderen Mitarbeitern folgen und so über den Fortschritt ihrer Arbeit auf dem Laufenden bleiben.

Verständlicherweise seien viele Mitarbeiter Zero E-Mail zunächst skeptisch gegenübergestanden. "Je mehr interne Arbeiten ohne E-Mails funktionieren, desto mehr begeistern sich unsere Kollegen dafür, sich wieder direkt, über Telefon oder über soziale Netzwerke zu verbinden", sagt Shaw. Ob das Konzept die Work-Life- Balance verbessert und Atos-Mitarbeiter häufiger in die Cafeteria auf einen kreativen Plausch gehen, steht dahin. Das ließe sich wohl höchstens durch den gestiegenen Kaffeeumsatz im Unternehmen messen. (kat/DER STANDARD, 1.3.2013)