Leipzig -  Das autonome Nervensystem arbeitet unabhängig von Willen und Bewusstsein. Es besteht aus Sympathikus und Parasympathikus, ist zu­ständig für die nervale Versorgung der inneren Organe und reguliert Kreislauf, Ver­dau­ung, Atmung oder Wärmehaushalt des Körpers. Eine aktuelle Studie der Universitätsklinik Leipzig zeigt, dass übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche verminderte  Aktivität im autonomen Nervensystem aufweisen.

Um dessen Funktion zu prüfen, wurden bei 90 übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen und bei 59 normalgewichtigen zwischen 7 und 18 Jahren die Herz-, Pupillen- und Hautreaktionen getestet. Bei den übergewichtigen und adipösen Teilnehmern zeigte sich eine ver­minderte Aktivität des autonomen Nervensystems wie sie ansonsten etwa bei Diabetikern zu finden ist, deren Nerven durch langfristig überhöhte Blutzuckerspiegel geschädigt sind. Bei den untersuchten Kindern wurden hingegen Störungen im Zuckerstoffwechsel beziehungsweise Diabetes im Vorfeld ausgeschlossen.

Schleichende Schädigung

Die verminderte Nervenaktivität zeigte sich in der Untersuchung vor allem an der Pupille durch verlangsamte Reaktionen auf veränderte Lichtverhältnisse und am Herzen durch eine verminderte An­passungsfähigkeit der Herzschlagfrequenz an Ruhe und Belastungen. Wie es genau zu der Aktivitätsminderung kommt, und ob die Symptome verschwinden, wenn der junge Patient wieder abnimmt, ist allerdings noch nicht klar.

"Die Studie zeigt, dass eine Schädigung des autonomen Nervensystems bereits im Kindes­alter schleichend beginnt, noch bevor der Zuckerstoffwechsel bei adipösen Kindern beein­trächtigt ist", erläutern die Studien­leiterinnen Susann Blüher und Petra Baum. Die Studienergebnisse würden zeigen, dass es mit wachsendem Grad der Adipositas zu einer zunehmenden Funktions­störung des autonomen Nervensystems kommt. Folgestudien werden untersuchen, wie es genau zu den Funktionseinschränkungen kommt und wo Ärzte therapeutisch ansetzen können. (red, derStandard.at, 1.3.2013)