Zenita Komad: "Kinder machen mit dir eher, was sie wollen, als umgekehrt" , so das Fazit der Künstlerin.

foto: standard/robert newald

Kinder wuseln durch den Raum, die Künstlerin baut derweil einen Stuhlkreis auf – alles wirkt noch ein bisschen konfus. Kinder wie Künstlerin wissen nicht, was in den nächsten zwei bis drei Stunden so wirklich auf sie zukommt. "Ich habe schon so viele Ausstellungen in meinem Leben gemacht, aber so aufgeregt war ich noch nie", gesteht Zenita Komad. Mit Kindern hat die 1980 in Klagenfurt Geborene bis jetzt noch nicht zusammengearbeitet, dieser Nachmittag im Zoom-Kindermuseum wird für die Künstlerin damit zu einem "Experiment".

Zunächst soll ein roter Faden beim Kennenlernen helfen: Die Kinder wickeln sich den Zwirn um den Finger, werfen ihn weiter und machen einem anderen Kind ein Kompliment. "Ella hat ein schönes T-Shirt", sagt etwa Milena und schleudert die Spule zum Mädchen gegenüber. Allmählich entsteht ein spinnennetzartiges Gebilde. Zeit für Zenita Komad, auf eine Leiter zu klettern und aus der Vogelperspektive die Szenerie zu fotografieren.

Saft, Krapfen und Kunst

Der Künstlerin geht es bei dieser Interaktion "um das Miteinander, nicht das Gegeneinander". Zwischenmenschliche Verbindungen stehen ebenso wie bei anderen Arbeiten Komads damit im Mittelpunkt. Bei diesen " integrativen Spielen", in Anlehnung an das biopsychosoziale Modell von George Engel (1977), sollen die Kinder begreifen, dass sie Teil eines Ganzen sind.

Luftballons werden aufgeblasen, aufgemalte Augen und Münder verwandeln sie in Smileys. "Können sich die Smileys ein Bussi geben?", fragt Komad die Kinder, die sich liegend und stehend in Szene setzen. Zwischendurch bleibt Zeit für eine Verschnaufpause, Saft und Krapfen stehen bereit. Auch Komad atmet durch: "Es ist gar nicht so einfach." Die Kinder sind ihr noch zu verkrampft, sie fühlen sich von den anwesenden Presseleuten und den Organisatoren beobachtet. Folglich: Alle raus, die älter als elf Jahre sind. Das zeigt offenbar Wirkung, wie die entstandenen Fotografien beweisen. Seit Oktober 2012 entstanden in den Ateliers verschiedener Künstler, etwa auch von Hans Schabus, Carla Degenhardt oder Ingrid Pröller, gemeinsam mit einer Schar kleiner Gehilfen Kunstwerke, die am 13. April (17 Uhr) im Zoom-Kindermuseum versteigert werden: von Sotheby' s-Österreich-Chefin Andrea Jungmann und Design-Händler Christof Stein, beide Eltern und Gründungsmitglieder des seit 2008 aktiven Vereins " Seedingart". Im ersten Jahr spielte die Auktion 71.000 Euro ein, 2010 weitere 33.000 Euro, die der Muskelforschung im Preyer'schen Kinderspital zugutekamen.

Seit 2011 unterstützt man das von Steffi Ecker initiierte Projekt Limda. Der ausgebildeten Kinder- und Sozialpädagogin liegt ein altersgemäßer und damit kindgerechter Alltag für den Nachwuchs Asylsuchender am Herzen. Die davon profitierenden Knirpse fand sie in ihrer unmittelbaren Umgebung, konkret bei den jüngsten Bewohnern des Ute-Bock-Hauses. Ecker und ihr ehrenamtliches Team organisieren und finanzieren neben sportlichen und kreativen Freizeitaktivitäten aber auch Essenzielles wie die medizinische Versorgung oder die pädagogische Integration (Schul- und Kindergartenplätze).

Ein lehrreicher Nachmittag

2011 spielte die Auktion 50.000 Euro ein, die etwa die Anmietung eines Gruppenraums als Treffpunkt und Betreuungsort ermöglichte. Heuer hoffen Obfrau Andrea (Jungmann) und Kassier Christof (Stein) auf ein ähnliches Ergebnis, gern auch darüber. Je mehr Kunstsammler, Interessierte und Förderer für diese Unikate zu zahlen bereit sind, desto besser. Dass auf diese Weise zeitgleich das künstlerische Interesse von Kindern – abseits des schulischen "Werkunterrichts" – gefördert wird, sei ein positiver Nebeneffekt, wie Alexandra Grubeck, künstlerische Leiterin von " Seedingart", bestätigt.

Spaß kommt dabei selbstredend nicht zu kurz, auch nicht an diesem Nachmittag, der der 32-jährigen Künstlerin dann doch einiges an Geduld abverlangte. Gelungen lautet ihr Fazit. Glücklich war auch Ferdinand, der sich schüchtern hinter seinem Trinkbecher versteckt: "Smiley malen" habe ihm am besten gefallen. Etwas erfahrener zeigt sich Julius: "Das war etwas Besonderes", versichert der Zehnjährige, denn "mit Fotos haben wir bisher nichts gemacht". Für Zenita Komad bleibt am Ende des Tages die Erkenntnis: "Kinder machen mit dir eher, was sie wollen, als umgekehrt." (Michael Ortner, Album, DER STANDARD, 2./3.3.2013)