Leadership steht seit einigen Jahren unter erheblichem Dauerdruck. Insbesondere seit der ersten Krisenwelle 2008/09 brauchen Führungskräfte neues Wissen und clevere Instrumente, um die stark wechselnden Herausforderungen bewältigen zu können. "Dazu gehört einerseits die Fähigkeit, Komplexität zu reflektieren und nichtintendierte Nebenfolgen zu adaptieren. Andererseits - und widersprüchlich dazu - sollen Manager auch die Fertigkeit haben, Komplexität zu 'brechen'", bringt es Helmut Kasper, Leiter des Post-Graduate-Management-(PGM)-Lehrgangs an der WU auf den Punkt. Führungskräfte sollen den Mut und die Fähigkeit haben, innovative Wege zu gehen. Aber einen "Spurenwechsel" vorzunehmen bedarf großer strategischer Anstrengungen.

Genau das möchte der PGM-Lehrgang an der WU durch eine differenzierte Herangehensweisen an strategisches Management, Leadership, Human-Ressource-Management, Knowledge-Management und Change-Management ermöglichen. Im Lehrgang werden den teilnehmenden Führungskräften neben dem Update "traditioneller" Managementlehre auch recht ungewöhnliche Denkinstrumente des Konstruktivismus und der Systemtheorie zur Verfügung gestellt. Ausgehend davon, dass die Komplexität der Umwelt immer höher ist als die der Unternehmungen, sollen Führungskräfte mit praxisnah aufbereiteten Denkinstrumenten der Systemtheorie in die Lage versetzt werden, das Komplexitätsgefälle Umwelt/Unternehmung erfolgreich zu managen.

Dabei geht es nicht um ein "Brechen" in dem Sinne, dass Komplexität vereinfacht werden muss, um überschaubarer zu werden. Vielmehr sind durch Komplexitätsaufbau innerhalb von Organisationen Führungskräfte und Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, den komplexen Herausforderungen angemessen begegnen zu können. Dies ist nicht immer möglich. Es hängt in hohem Maße von den Kompetenzen der Mitarbeiter und von der Diagnosefähigkeit der Führungskräfte ab, inwieweit Einschätzungen in Bezug auf die Belastung mit Komplexität passend sind. Je fachlich und sozial kompetenter die Mitarbeiter sind, desto mehr kann Komplexität in Organisationen durch Kontextsteuerung aufgebaut werden. Damit wird nicht nur die Informationskapazität einzelner Organisationsmitglieder erhöht, sondern die der gesamten Unternehmung. (red, DER STANDARD, 2./3.3.2013)