Regisseur Peter Kern beim Wiedersehen eigener Arbeiten und Auftritte im Dokumentarfilm "Kern".

Foto: Polyfilm

Wien/Graz - Der Porträtierte geht gleich zu Beginn einmal die Wände hoch. So würde das alles nichts, "das ist ein Fuchtelfilm", dilettantisch, schimpft er. Der da auszuckt, ist der Wiener Regisseur Peter Kern, ein Mann des Fachs, mit bekannt leicht entzündlichem Temperament. Mit dem Projekt, nunmehr Gegenstand eines Dokumentarfilms von Veronika Franz und Severin Fiala zu sein, scheint er sich nicht recht anfreunden zu wollen.

Doch Kern, wie auch der Film kurz und bündig heißt, ist natürlich auch Schauspieler - er hat bei etlichen bedeutenden Regisseuren des Neuen deutschen Films, u. a. bei Syberberg, Fassbinder und Schlingensief - gespielt und launiger Darsteller seiner selbst; ein Talent, das das Regieduo gewieft zu nützen versteht. Niemals ist in diesem Porträt ganz eindeutig, wo der Alltag aufhört und die Performance beginnt.

Dass der bevorzugte Drehort, abgesehen von Sets und Premieren Kerns, dessen Wohnung in der Großfeldsiedlung in Floridsdorf war, erklärt auch die angespannte Atmosphäre. Der Privatraum betont die Isolation der empfindsamen Künstlerseele, er öffnet aber auch Ventile, etwa in jenen bewegenden Szenen, in denen Kern seine Filme wieder sichtet.

Franz und Fiala geben ihrem Protagonisten Raum für die Selbstdarstellung, sie bereiten nur wenig Kontexte auf. Ihr Interesse gilt mehr den unberechenbaren Sprüngen ihres Gegenübers, das auch auf die kleinen Dinge des Lebens mit Nachdruck reagiert. Kerns Zorn kann sich gegen jeden richten, von renitenten Schauspielern bis zur verehrten Haushälterin, aber auch seine Liebe zur Kunst und den aberwitzigen Seiten des Menschseins bildet sich vielfach ab.

Irgendwann geben die Regisseure sogar das Ruder ab. Aber das ist eine weitere Finte in diesem klugen Spiel mit Darstellungsweisen, das sich als wechselseitiges Geben und Nehmen versteht. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 2./3.3.2013)