Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/Percossi

Sie ist mit 25 Jahren die jüngste der 630 neugewählten Abgeordneten im italienischen Parlament. 335 Stimmen genügten ihr in ihrem Wahlkreis in der Hauptstadtregion Latium zum Einzug in die Abgeordnetenkammer: Marta Grande ist eine typische Vertreterin von Beppe Grillos Fünf-Sterne-Partei. Interviews gewährt sie nur ungern: "Interessant ist nicht, wer wir sind, sondern was wir wollen."

Die Studentin aus der Hafenstadt Civitavecchia kann auf ein für ihr Alter beachtliches Curriculum verweisen. In den USA hat sie Sprachen und Welthandel studiert, in Rom schließt sie in wenigen Wochen mit einer Arbeit über internationale Beziehungen ab. Auch ein Master an der Universität Peking gehört zu ihrem akademischen Rüstzeug. Mit einem Volontariat bei Greenpeace schärfte sie ihr Profil als Umweltaktivistin.

Zu Grillos Fünf-Sterne-Partei stieß sie erst im vergangenen Juni: "Ich habe seinen Blog gelesen, das Ganze kam mir sinnvoll vor. Dann habe ich nachgesehen, wo sich die Sympathisanten in meiner Stadt treffen", erzählt sie. "Ich habe beschlossen, mich politisch zu engagieren, weil es in Italien für junge Akademiker keine Arbeitsplätze gibt. Entweder sie gehen ins Ausland, oder sie müssen eine unterbezahlte Stelle akzeptieren, die nicht ihrer Ausbildung entspricht. Das kann so nicht weitergehen."

Von den fünf Sternen ihrer Bewegung, die für Wasser, Umwelt, Verkehr, Internet und Entwicklung stehen, wählte sie das Element Wasser und startete eine Aufklärungskampagne über arsenhaltiges Trinkwasser: Die Belastung erreicht in etlichen Gemeinden der Region Latium besorgniserregende Werte.

Für ihre Arbeit im Parlament hat sie sich bereits eine Agenda zurechtgelegt: "Nachhaltiger Tourismus wird in Italien ebenso vernachlässigt wie die Kunst- und Kulturschätze des Landes. Deren Aufwertung könnte eine Menge Arbeitsplätze schaffen." Marta Grande wünscht sich mehr Geldmittel für Forschung und Ausbildung und einen rigoroseren Schutz der Umwelt.

Dass sie jetzt als Vorsitzende der Abgeordnetenkammer im Gespräch ist, hält sie für "absoluten Unfug". Auch ihre 27-jährige Kollegin Giulia Sarti wertet solche Spekulationen als "Medien-Mist". Sie selbst wäre dafür zu jung, meint die Juristin. "Für diesen Job braucht man Erfahrung – und Talent zur Mediation. Ich bin eine Kämpferin." Was Grillo sagt, hält Sarti "nicht für das Evangelium". Das sieht auch Grande so: "Die Bewegung sind wir. Er ist das Megafon."  (Gerhard Mumelter /DER STANDARD, 2.3.2013)