Dass der Aufmacher von "Österreich" am Dienstag nur so: "Wir sind Oscar", und nicht anders lauten konnte, war klar. Alles andere wäre eine Sensation gewesen, vergleichbar nur noch mit dem Liebesdrama, dem "Heute" am Montag auf die Spur kam: "Bracke Max schwängerte preisgekrönte Cleopatra – Wer zahlt den Schaden?" Eine berechtigte, aber etwas unamouröse Frage. "Der Liebeshunger von Bracke Max könnte" nicht etwa sein Herrl, nein, "seinem Herrl teuer zu stehen kommen. Denn die Angebetete des Hundes, die preisgekrönte Australian-Sheperd-Hündin Cleopatra, wurde mit Mischlingen trächtig". Mischlinge!  

Über der Mutterschaft der von Max "Angebeteten" stand aber kein glücklicher Stern. Dabei hatte  alles so schön begonnen, glaubt man dem Reporter des Blattes. "Romanze mit tierischen Hauptdarstellern in der Wachau (NÖ): Schon länger hatte Brandlbracke Max ein Auge auf die süße Cleopatra geworfen", weshalb es auch bei ihr zu brandeln begann. "Immer wieder trafen sich die Blicke der beiden Turteltäubchen – er an der Leine, sie hinterm Gartenzaun". Romeo und Julia nichts dagegen! "Eines Morgens" – es war die Lerche, nicht die Nachtigall – "nutzte" Turteltäuberich "Max die Gunst der Stunde: Die Türe stand offen, zielstrebig hetzte er zu Cleo, hüpfte über den Zaun" wozu, wenn die Türe ohnehin offen stand? – "und landete in den Pfoten seiner Angebeteten. Dem tierischen Techtelmechtel mit Folgen" stand leider der Fluch des Rassismus entgegen. "Die Liebe traf die beiden wie der Blitz, aber der Tierarzt verrechnete 520 Euro für den Schwangerschaftsabbruch." 

Liebe hüpft nicht nur gelegentlich "über den Zaun", wenn die Türe ohnehin offen steht, sie geht noch viel seltsamere Wege. Eine Woche nach der Enthüllung von "News", "ein anonymer Psychopath" hätte dem Magazin "kompromittierende Fotos" der Moderatorin Nadja Bernhard "mit einem miesen Brief" zugeschickt, wurde nachgeschärft: "Er ist ein liebeskranker Psychopath und Kollege." Von den "News"-Reportern konnte er noch nicht identifiziert werden, aber die dieswöchige Titelgeschichte von "Profil" könnte auf ihn hindeuten: "Die Ich-Sucht – Wie der Narzissmus zur Überlebenstechnik des Einzelnen wurde – und die Gesellschaft gefährdet. Lasst uns roh und munter sein!" heißt es dazu im Blattinneren, "Rüpel geben den Ton an, das gesellschaft liche Klima wird täglich rauer." 

Weiß man bei "Profil" schon mehr als bei "News"? Da hätte man leicht  lächeln. Jedenfalls gibt es in "News" ein Foto und den Text: "Mit dem Lebensgefährten Christian Rainer" (das ist der mit dem bunten Schal) "lächelte Nadja Bernhard bei der Musical-Premiere den versuchten Rufmord weg". Was das Magazin nicht daran gehindert hat, ihn über drei Seiten neuerlich herbeizuschreiben, wobei aus dem "anonymen Psychopathen" ein "liebeskranker", aber nach wie vor "anonymer Psychopath" geworden ist, der Erkenntnisgewinn von einer Woche auf die andere sich also in bescheidenem Rahmen hielt. 

Immerhin, "ORF-intern ist man schon zu einer eindeutigen Meinung gelangt", wenn man "News" glauben soll. "Ein offenbar von Gefühlswirren gebeutelter Psychopath aus dem näheren beruflichen Umfeld" habe das Paket abgeschickt. Dass ein "gebeutelter Psychopath", dessen "Gefühlswirren" noch dazu "offenbar" sind, im ORF nun schon so lange unerkannt wandeln kann, wirft ein seltsames Bild auf die Anstalt. Irgendwer wird doch einen "Kollegen, der sich von Nadja immer mehr erhofft hat", kennen. 

Indes, wer weiß, ist es einer, der sich gar nicht von der Moderatorin, sondern von Christian Rainer "immer mehr erhofft hat?" Darauf deutete ein Foto in "Österreich" hin, wo es nebenstehend hieß: "Nadja Bernhard ist mit "Profil"-Herausgeber Christian Rainer" (diesmal der im Frack) "liiert". Was das Blatt zu der Spekulation  veranlasste: "Society-Traumpaar zieht Neider an". War es da Zufall, dass Michael Jeannée in seinem Brief an die "Liebe Nadja Bernhard" aus der "Krawallzeitung" ausgerechnet diese Stelle zitierte? 

Marga Swoboda hätte sich das fruchtlose "Techtelmechtel der Brandlbracke Max" kaum entgehen lassen, wäre nicht der "Psychopath" des ORF dazwischengekommen, wobei sie einen Verdacht nährte, den man gar nicht erst wecken sollte. Man – also "News" – hätte die unaufgefordert eingelangte Ware natürlich auch sang- und klanglos dem Opfer ausfolgen können. Es war aber dann doch zu verlockend, daraus eine Schmatzstory zu machen." Und: "Vielleicht ist die Sache sogar der Quote bei den ORF-Nachrichten dienlich". Der Moderatorin hat er jedenfalls nicht geschadet. (Günter Traxler, DER STANDARD, 2./3.3.2013)