Eine Art feuchte Eule: Die Gabelschwanzmöwe jagt nachts.

Foto: Max-Planck-Institut für Ornithologie

Radolfzell - Normalerweise sind Möwen bzw. Meeresvögel überhaupt tagaktiv. Nicht so die etwa einen halben Meter große Gabelschwanzmöwe (Creagrus furcatus), die nur auf den Galapagosinseln vorkommt. Sie geht als einzige nur in der Nacht auf Jagd und hat damit ihre eigene ökologische Nische gefunden. Sie hat sich sogar soweit daran angepasst, dass sie den normalen Melatonin-Rhythmus verloren hat.

Genaueres zum Verhalten dieses einzigartigen Vogels haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell herausgefunden. Sie versahen dafür 37 Tiere mit Sensor-bestückten Fahrtenschreibern, mit denen sie über 120 Tage hinweg messen konnten, wo, wann und wie lange die Vögel im Wasser waren. Dabei konnten sie feststellen, dass das Jagdverhalten der Tiere letztlich vom Mondzyklus abhängt, der die gesamte Nahrungspyramide beeinflusst.

Vertikale Migration

Es beginnt auf der untersten Ebene, beim Plankton. Um sich vor Fressfeinden zu schützen, verstecken sich die Kleintierchen in helleren Nächten in tieferen Wasserschichten, während sie bei Neumond im Schutz der Dunkelheit an die Oberfläche steigen. Ihnen folgen Fische und Kopffüßer, die sich vom Plankton ernähren. Und diese sind ihrerseits die bevorzugte Beute der Gabelschwanzmöwen. Mit ihren an die Dunkelheit gut angepassten Augen sehen die Vögel selbst bei schwachen Lichtverhältnissen noch Fische unter der Wasseroberfläche. Auf den Mond als Lichtquelle sind sie daher nicht angewiesen und können so in den Nächten auf Jagd gehen, in denen die Beute leichter zu erreichen ist.

Tatsächlich zeigte die Untersuchung, dass sich die Möwen streng an den Mondzyklus hielten: Bei Neumond waren sie besonders oft im Wasser. War es nachts sehr hell, blieben die Vögel eher an Land. "Für die Gabelschwanzmöwen ist es sinnvoll, sich bei der Jagd am Mondzyklus zu orientieren, denn mit einer Tauchtiefe von nur maximal einem Meter ist in Vollmondnächten die Beute schnell außerhalb ihrer Reichweite", sagt Max-Planck-Forscher Martin Wikelski. (red, derStandard.at, 1.4.2013)