Mit Glanz, Glamour und internationalen Stars gehen die Wiener Festwochen schamloser Kultur (FSK) nach der Premiere 2012 heuer in die zweite Runde. Von 6. bis 30. April wird im Metropol und im Stadtsaal außergewöhnliche Comedy geboten. "Wien hat einen absoluten Bedarf an ausgefallenen, schrägen Acts und internationaler Comedy, das wollen wir in die Stadt bringen", sagt Mitorganisatorin Gisa Fellerer.

Fellerer war auch schon bei "Wien ist andersrum", dem legendären Vorläufer der FSK, mit an Bord, das 1996 von Jochen Herdieckerhoff und dem Verein Ecce Homo als Festival lesbisch-schwuler Kultur gegründet wurde. Bekannt wurde "Wien ist andersrum" in der Stadt auch durch seine provokanten Plakate, unter anderem jenes, das Richard Lugner und Thomas Klestil als schwule SM-Männer abbildete.

Foto: R. Semotan/Grafik: CID

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Bei "Wien ist andersrum" wurden erstmals in Wien Bühnenstücke von und für Lesben, Schwule und TransGender bei einem eigenen Kulturfestival präsentiert. Jochen Herdieckerhoff holte dafür vornehmlich Berliner KünstlerInnen wie die Geschwister Pfister, Max Raabe, Mouron oder Irmgard Knef nach Wien.

2012 wurde das Festivalkonzept von einem kleinen Team rund um Benno Döller, früher Organisator bei "Wien ist andersrum", wieder aufgegriffen und neu adaptiert: Die "Festwochen schamloser Kultur" waren geboren. "Wir haben das Konzept in die heutige Zeit gesetzt und wollen es an ein breiteres Publikum heranführen", sagt Gisa Fellerer. "Wir laufen heute nicht mehr nur unter der Regenbogenflagge und fischen in weiteren Ufern: Waren früher die meisten Künstler aus Berlin, holen wir nun auch Sänger und Comediens aus dem englischsprachigen Raum nach Wien, die wir hier bekannt machen möchten."

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Den Anfang machen die glamourösen "Puppini Sisters", die am 6. und 7. April ihr neues, viertes Album "Hollywood" präsentieren. Ihren Stil bezeichnen die drei Künstlerinnen als Vintage Swing-Pop. Das Publikum darf sich auf Evergreens aus der Goldenen Ära der Traumfabrik freuen, darunter "Diamonds are a girl's best friend", "I got rhythm", "Moon River" oder "September Song". Altbekanntes neu interpretiert von Marcella Puppini, Kate Mullins und Stephanie O'Brien.

Die Puppini Sisters mit "Hollywood" auf YouTube

Foto: Peter Zownir

Am 12. und 13. April macht Ausnahmecomedienne Margaret Cho das Metropol mit ihrem Programm "Mother" unsicher. Darin hinterfragt die gebürtige Koreanerin und Wahl-US-Amerikanerin unzensiert, mit Witz und Scharfsinn das Rollenbild der Mutter sowie die Position mütterlicher Figuren und starker Frauen in der Queer-Szene.

Margaret Cho erhielt 1994 den "American Comedy Award for Best Female Comedian". Sie trat mit Cindy Lauper, Erasure und Debbie Harry auf und war bereits dreimal für den Grammy nominiert.

Margaret Cho auf YouTube

Foto: FSK

"Im Salzkammergut, da kamma guat lustig sein", trällern Villa Valium, die Wiener Kult-Formation Lucy McEvil, Dusty O, Rettig und Aleks P., am 13. April gemeinsam mit dem Publikum beim Mitsingkino im Stadtsaal: Erst wird der legendäre Film "Im Weißen Rössl" mit Peter Alexander und Waltraut Haas aus den 1960er-Jahren gestartet und dann geht's auf in die Sommerfrische-Show mit den Villa-Valium-KünstlerInnen. Einlass nur in Tracht erlaubt!

Villa Valium mit Anleitung zum Mitsingkino auf YouTube

Foto: Inge Prader

Jonathan Hellyer begeisterte das Wiener Publikum bereits beim Festivalstart im vergangenen Jahr sowie auf dem Wiener Regenbogenball 2012 mit seiner Dame-Edna-Version "D.E. Experience". Für alle, die seine vielgepriesene Kabarett-Darbietung damals versäumt haben, gibt es am 14. Aprileine weitere Gelegenheit, den britischen Ex-Bronski-Beat-Sänger mit der faszinierenden Falsett-Stimme kennenzulernen.

Jonathan Hellyer am Regenbogenball 2012

Foto: dieStandard.at/Lechner

Eine Stand-up-Comedy-Show präsentiert die skurrile US-Künstlerin Amy G Gordon tanzend und singend am 18. und 19. April mit ihrem eigens für die FSK13 geschriebenen Programm "EnterSHAMEment". Amy Gs große Vorbilder: Lucille Ball, Carol Burnett, Liza Minelli, Julie Andrews - und die Muppet Show.

Dem deutschsprachigen TV-Publikum ist Amy G spätestens seit ihrem Auftritt als rollschuhfahrende, Ukulele-spielende Flötistin in Dieter Bohlens Fernsehshow "Das Supertalent" ein Begriff.

Amy G mit Einblick in ihr neues Programm auf YouTube

Foto: Ben Dauchez

Der vielseitig talentierte australische Autor, Musical Director, Produzent und Sänger Trevor Ashley zeigt am 20. und 21. April erstmals in Österreich seine One-WoMan-Show "Liza (on an E)", in der er Bühnenstar Liza Minelli verkörpert.

Für seine Darbietung der Edna Timblad im Musical Hairspray, mit dem er derzeit in Sydney auf der Bühne steht, wurde er bei den Sydney Theatre Awards als bester Musicalschauspieler nominiert. Für das Opernhaus in Sydney schrieb und spielte er das Stück "I'm every woman", in dem der Verwandlungskünstler an einem Abend in die Rolle von nicht weniger als zwölf berühmten Frauen schlüpft.

Trevor Ashley als Liza Minelli auf YouTube

Foto: Trevor Ashley

Der heimische Kabarettist Alexander Georg gibt am 25. April im Café Korb mit seinem Programm "Schwul, aber nett" Antworten darauf, "was Sie immer schon über schwul wissen wollten, aber nie zu fragen wagten". Er erzählt unter anderem von sich als vorerst unentschlossenem jungen Mann, von der Aufklärung durch seine Mutter, warum Kinder auf einer Insel aufwachsen sollten, von Intimrasur und davon, dass Schwule nicht immer lieb und nett sind.

"Ein Informationsabend. Besonders für Heteros", wie Alexander Georg sein Programm auch nennt.

Alexander Georgs "Schwul aber nett" auf YouTube

Foto: FSK

Gayle Tufts, erfolgreiche Entertainerin der deutschen Comedy-Szene, bringt am 26. und 27. April ihre neue Soloshow "Some like it heiß" auf die Bühne ins Metropol. Die Wahlberlinerin mit US-amerikanischen Wurzeln schildert darin das Leben einer Entertainerin, die zwei Jahre jünger ist als Madonna. Neue Lieder und frische Texte über das Erwachsensein, das Jungbleiben - und die Wechseljahre.

Gayle Tufts auf YouTube

Foto: Fabian März

Georgette Dee ist dem Wiener Publikum schon seit "Wien ist andersrum" ein Begriff: Bei ihrem Auftritt am 30. April bei den Festwochen schamloser Kultur hat die deutsche Sängerin und Schauspielerin mit dem rauchigen Timbre jede Menge Jazz- und Soloballaden im Gepäck. Zusammen mit Jürgen Attig am Kontrabass und Roland Cabezas an der Gitarre bietet sie ihrem Publikum, wie sie selbst sagt, "ein Sprudelbad für müde Seelen".

Seit Anfang der 90er-Jahre tritt Georgette Dee in den bedeutendsten Theatern Europas auf, darunter am Wiener Burgtheater, dem Chaillot und dem Odéon in Paris, an Volksbühne, Deutschem Theater, Berliner Ensemble und Deutscher Oper in Berlin, der Alten Oper in Frankfurt, dem Züricher Schauspielhaus und dem Teatro Nacional in Lissabon. Darüberhinaus hat sie 15 CDs herausgebracht und in vielen Spielfilmen mitgewirkt, unter anderem in Woody Allens "Bullets over Broadway", in Filmen von Elfi Mikesch und Bettina Wilhelm und an der Seite von Jeanne Moreau und Guillaume Depardieu in dem Thriller "Zaide".

Georgette Dee mit "Mann in meinen Armen" auf YouTube

Foto: Rolf Weiss

Ein Highlight der besonders beliebten Art beschließt die Festwochen schamloser Kultur in der Verlängerung von 26. bis 30. November: Dann brechen die Geschwister Pfister in ihrer neuen Show "Wie wär's, wie wär's?" zu einer (Zeit-)Reise auf, um Italien zu entdecken.

Ob im Cabrio auf dem Alpenpass, beim Campen am Gardasee, in der Villa von Ralph Siegel oder nachts in Rom – die Pfisters haben immer das passende Lied auf den Lippen. Unterwegs treffen sie nicht nur auf diverse Einheimische sondern in Luigis Trattoria auch auf allerhand bekannte Show- und Schlagergrößen der 50er- bis 70er-Jahre. Mit Ursli & Toni Pfister, Fräulein Schneider und dem Jo Roloff Trio.

Die Geschwister Pfister - ein Gesamtkunstwerk auf YouTube - Teil 1 & Teil 2

 

Foto: FSK/Geschwister Pfister

Festwochen schamloser Kultur 2013

6. bis 30. April/26. bis 30. November

Wiener Metropol, Stadtsaal Wien

Link mit Programm: www.fsk13.org

(isa, dieStandard.at, 31.4.2013)

Foto: FSK