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Bassem Youssef wird von Islamisten immer wieder angezeigt.

Foto: AP/Nabil

Sie probieren es immer wieder. Bisher wurden alle Ermittlungen gegen Bassem Youssef wieder eingestellt, aber am Sonntag wurde er erstmals festgenommen. Der ägyptische Komiker stellte sich selbst den Behörden - mit einem überdimensionalen Hut auf dem Kopf, einer Kopie jenes Exemplars, das Mohammed Morsi bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde einer pakistanischen Universität getragen hatte.

Denn um Morsi geht es beziehungsweise um die "Herabwürdigung seines internationalen Ansehens" sowie die Beleidigung des Islam, im letzten Fall die "Lächerlichmachung des Gebetsrituals". Bassem Youssef ist der Stachel im Fleische des ägyptischen Präsidenten und seiner Anhänger.

Den 38-Jährigen, der bis vor kurzem als Herzchirurg arbeitete, einen Komiker zu nennen wird der Sache jedoch nicht gerecht. Seine von Jon Stewarts "The Daily Show" abgekupferte Sendung "Al-Bernameg" (Das Programm) ist hochprofessionell gemacht, die Recherche dahinter seriöser Journalismus. Wenn er die neuen islamistischen Herren Ägyptens als bärtige Klone der verflossenen Mubarak-Regimeschädel darstellt, biegen sich seine Landsleute vor den Bildschirmen vor Lachen. Gar nicht lustig ist hingegen die Kampagne gegen ihn. Es wäre nicht das erste Mal in Ägypten, dass so eine Hetze von einem Fanatiker aufgegriffen wird.

Dass er aus dem Gerichtsgebäude noch Nachrichten via Twitter verschickte - die übrigens später gelöscht wurden -, wird ihm als Lässigkeit und Furchtlosigkeit ausgelegt. Es ist jedoch bekannt, dass ihm die Situation persönlich ziemlich zusetzt. Mut und Unbeugsamkeit beschreiben demnach die Haltung des Vaters eines Babys besser. Dazu gehört auch, dass seine Show Sonntagabend wie gewohnt auf Sendung ging, nur Stunden nachdem er auf Kaution freigelassen wurde.

Angefangen hatte er kurz nach der Revolution 2011 mit Youtube-Videos, bis er seine erste Show bei ONTV, dem Sender des Unternehmers Naguib Sawiris, bekam. Der "Hund von Sawiris", wie ihn seine Gegner nannten - obwohl er den reichen Kopten keineswegs verschonte -, wechselte später zum Sender CBC und begleitete Morsis Aufstieg zu "Super-Morsi" mit seinen schneidenden Kommentaren. Den ersten großen Ärger gab es, nachdem sich Bassem Youssef über Morsis inflationären Einsatz des Wortes "Liebe" lustig machte - mit einem an einen roten Polster mit Morsis Porträt gerichteten Lovesong. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 2.4.2013)