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Chefdesigner Jony Ive

Foto: AP

Apples nächste Revolution wird kein iPad oder iPhone sein. Denn zuerst dürfte das iOS-Betriebssystem dran sein – denn das sieht künftig völlig anders aus. Der Schwenk war vermutet worden, nachdem Chefdesigner Jony Ive dort das Ruder übernommen hat.

Das für gewöhnlich gut unterrichtete Apple-Blog 9to5Mac berichtet, dass das kommende  mobile Betriebssystem iOS 7 für iPhone und iPad deutlich schlanker werden soll. Die intern "Innsbruck" genannte neue Version soll im Juni bei der Apple-Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco vorgestellt werden.

Flaches Design ähnlich wie bei Windows

Das Blog zitiert einen Eingeweihten mit der Aussage, das Design solle „flach" werden – ähnlich wie das Kachel-Design von Microsofts Windows Phone. Anspielungen auf Vorbilder aus der realen Welt – Bücherregale aus Holz, Kalender mit Lederoptik und ähnliches – sollen entfallen. Ein solcher Design-Schwenk war erwartet worden, nachdem der ehemalige Apple-Manager Scott Forstall nach dem Desaster bei Apple Maps das Unternehmen verlassen musste.

Forstall war für die Software von iPhone und iPad verantwortlich – und damit auch für einen innerhalb und außerhalb von Apple umstrittenen Trend: optische Elemente, die an Vorbilder aus der realen Welt erinnern. So zeigt die im Juni veröffentlichte Podcast-App des iPhones beispielsweise ein Tonband-Gerät, die E-Books-App iBooks ist ebenso wie das iKiosk ein Holzregal, und Apples Kalender-App wird als Papier-Kalender dargestellt, der in virtuelles Leder gehüllt ist.

Jony Ive mag keine Lederoptik

In der Fachsprache der Designer werden solche Anspielungen auf vergangene Zeiten ohne jede Funktion als skeuomorphe Elemente bezeichnet. Als einer der größten Kritiker des skeuomorphen Ansatzes gilt Apple-Chefdesigner Jonathan Ive, der auch für das Aussehen der Geräte zuständig ist. Seine klare reduzierte Linie beim Hardware-Design von iPhone über iPad bis iMac ist das genaue Gegenteil von skeuomorph. Ives erklärtes Vorbild ist der deutsche Braun-Designer Dieter Rams, in dessen zehn Regeln für gutes Design es unter anderem heißt: „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich".

Auch vielen Apple-Fans sind die verschnörkelten Design-Elemente von Forstall negativ aufgestoßen. So riefen die Macher des populären Fan-Blogs Cult of Mac bereits die nahende Apokalypse aus, weil aus ihrer Sicht ausgerechnet Microsoft mit seiner mobilen Windows-Software in reduziertem Design mehr Geschmack beweist als Apple.

Polarisierungsfilter soll vor fremden Blicken schützen

Weiter berichtete der Insider 9to5Mac, dass ein Polarisierungsfilter künftig die Bildschirminhalte vor fremden Blicken schützen soll. Außerdem soll Apple neue Benachrichtigungssysteme und neue Optionen testen, mit denen neue Wischgesten aktiviert werden können. Damit könnte beispielsweise die vom Desktop-Betriebssystem bekannte Option Exposé, mit der sich der Nutzer einen schnellen Überblick über alle laufenden Programme verschaffen kann, auf iPhone und iPad Einzug halten. Bislang sind das allerdings nur Tests – und es steht keinesfalls, dass Apple sich für die Integration der Funktionen entscheidet.

Manche interpretieren schon das Logo der kommenden Entwicklerkonferenz WWDC als Hinweis auf die neue Design-Linie: Es ist flach, modern, mit dünner Schriftart und buntem Hintergrund. Eine von 9to5Mac zitierte Quelle bestätigte, dass das Logo Ähnlichkeiten zu dem für iOS 7 geplanten Design des Icons für Apples Gamecenters hat. Derzeit trägt das Gamecenter-Icon ganz klar die skeuomorphe Handschrift Forstalls: Das Aussehen des Symbols für die App erinnert an Gesellschaftsspielbretter und Kasino-Tische. (WSJ.de/derstandard.at, 1.5. 2013)