Die WM könnte in den Winter verlegt werden. Katar investiert Unsummen.

Fast wie ein Krebsgeschwür" , also sprach Theo Zwanziger, "breitet sich der unendliche Reichtum dieses kleinen Landes über den Fußball und den Sport aus."  Zwanziger ist Expräsident des deutschen Fußballbunds, Mitglied des Exekutivkomitees im Weltverband (Fifa) und einer von vielen Kritikern der Fußball-WM-Vergabe 2022. Im Dezember 2010 hatte Katar, an Größe und Einwohnerzahl mit Oberösterreich vergleichbar, den Zuschlag erhalten. Das Emirat nutzte und nutze "seine wirtschaftliche Stärke, um Einfluss zu nehmen auf Entscheidungen in der Politik und im Sport" , sagte Zwanziger der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Damit spielte er vielleicht auf Gerüchte an, die Stimmen gleich mehrerer Fifa-Exekutivmitglieder seien gekauft gewesen. Vielleicht auch auf Michel Platini, Chef des europäischen Verbands (Uefa). Platini, so wurde in Frankreich berichtet, habe ursprünglich für die USA als Veranstalter stimmen wollen, sei aber vom damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy überzeugt worden, "aus geopolitischen Gründen"  für Katar zu stimmen. Kurz vor der Vergabe gab es ein Treffen zwischen Sarkozy, Platini und dem Prinzen von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani. Katar gewann im letzten Abstimmungsdurchgang mit 14:8-Stimmen gegen die USA.

Geopolitische Gründe? Im Mai 2011 stieg "Katar Sport Investment" , wo übrigens Platinis Sohn Laurent unterkam, groß beim französischen Spitzenklub Paris Saint Germain ein. Seit damals wurden weit mehr als 200 Millionen Euro in Spieler investiert, PSG strebt dem französischen Meistertitel entgegen, scheiterte in der Champions League erst im Viertelfinale knapp am FC Barcelona.

Ganz sicher hat sich Theo Zwanziger, als er über Katar hergezogen ist, darauf bezogen, dass diverse Spitzenklubs seit geraumer Zeit ihre Trainingslager im WM-Land 2022 abhalten. Allen voran die Bayern schlugen zu Beginn dieses für sie denkwürdigen Jahres in spe ihre Zelte in Katar auf. Wenig später tönte, als sich auch noch die uropäische Club-Vereinigung (ECA) in Doha vollversammelte, Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge: "Die Welt kann mit einer fantastischen WM in Katar rechnen."  Überlegungen, die WM 2022 in den Herbst oder den Winter zu verlegen, will sich Rummenigge jedenfalls "nicht verweigern" .

Die Hitze und der Charme

Der traditionelle WM-Termin ist vielleicht das größte WM-Problem Katars. Temperaturen jenseits der 40 Grad könnte auch mit modernsten Klimaanlagen in den Stadien schwer beizukommen sein. Apropos Stadien: Drei werden erweitert, neun neu gebaut, alle zwölf liegen im Umkreis von dreißig Kilometern. Katar investiert ob der WM gut 40 Milliarden Euro, davon knapp ein Zehntel in die Stadien. Die Neubauten werden in Modulbauweise hingestellt, können abgebaut oder verkleinert werden. Katar will einige Stadien nach der WM in Entwicklungsländer übersiedeln. Das zumindest hätte Charme. Oberösterreich, das 2008 kein adäquates EM-Stadion aufbot, sollte sich allerdings eher keine Hoffnungen machen.  (Fritz Neumann /DER STANDARD, 2.5.2013)