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"Curiosity" fotografierte Sedimente ehemaliger Flüsse auf dem Mars. Und die flossen offenbar lange genug, um Kieselsteine abzuschleifen, wie eine nähere Untersuchung des Datenmaterials nun ergab.

Foto: AP Photo/NASA

Tucson/Kopenhagen - Auf dem Mars gab es einst Flüsse - und damit möglicherweise auch lebensfreundliche Bedingungen. Das schließen Forscher aus der Entdeckung von Flusskieseln auf dem Roten Planeten, die sie jetzt im US-Fachblatt "Science" vorstellten. Die Marskiesel seien irdischen bemerkenswert ähnlich und der bisher beste Beleg für die Existenz früherer Flüsse auf dem Roten Planeten, betont das Fachjournal. Erste Aufnahmen der Kiesel hatte die US-Weltraumbehörde NASA bereits im vergangenen September veröffentlicht. Jetzt präsentieren Experten eine detaillierte Studie.

Ganz wie auf der Erde ...

Rund 515 Kiesel hat das Team um Rebecca Williams vom Planetary Science Institute in Tucson auf den "Curiosity"-Aufnahmen gesichtet, die der Rover am Gale-Krater auf dem Mars aufgenommen hat. Die Steine sind zwei bis 40 Millimeter dick und bilden ein festes Konglomerat mit Sand, wie es für Flusssedimente auch auf der Erde typisch ist.

Die Form der Kiesel zeigt, dass sie von Wasser geschliffen wurden, erläutert das Niels-Bohr-Institut an der Universität Kopenhagen, das an der Analyse beteiligt war. Wenn Steine durch Wind und Sandstürme verwitterten, würden sie rau und kantig. "Wir konnten sehen, dass nahezu alle 515 von uns analysierten Kiesel flach, glatt und rund abgeschliffen wurden", betont Asmus Koefoed von der Marsgruppe des Instituts.

... genauer gesagt wie in Dänemark

Die Form und Größe erlaubt den Forschern sogar Rückschlüsse auf die Eigenschaften der vergangenen Marsflüsse. "Um diese abgerundeten Kiesel zu formen und zu bewegen, muss es fließendes Wasser mit einer Tiefe zwischen zehn Zentimetern und einem Meter gegeben haben, das etwa einen Meter pro Sekunde schnell geflossen ist", erläutert Gruppenleiter Morten Bo Madsen. Das sei vergleichbar mit einem typischen dänischen Fluss.

Heute ist der Mars ein extrem trockener, kalter und lebensfeindlicher Ort, an dem an die Oberfläche gelangendes Wassereis rasch sublimieren würde. Mehrere Marsmissionen haben jedoch zahlreiche Hinweise auf die frühere Existenz von flüssigem Wasser auf dem Roten Planeten gefunden - etwa Canyons, ausgetrocknete Sturzbäche und Seen. Fast alle diese Formationen könnten sich jedoch auch durch plötzliche Ereignisse erklären lassen, etwa durch das Auftauen großer Wassermengen aus dem Dauerfrostboden des Mars nach einem Meteoriteneinschlag oder Vulkanausbruch.

Der einstige Marsfrühling

Kieselsteine brauchen dagegen eine lange Zeit, bis sie rund geschliffen sind. Damit Flüsse jedoch dauerhaft auf dem Mars existieren konnten, muss es dort deutlich wärmer gewesen sein, und es muss eine viel dichtere Atmosphäre gegeben haben als heute. Die neuen Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass diese warme, feuchte Periode auf dem Mars bis vor zwei oder drei Milliarden Jahre angehalten habe und damit deutlich länger als bislang angenommen, schreibt das Niels-Bohr-Institut. Die Entdeckung der Flusssedimente erhöhe die Chancen, dass es früher lebensfreundliche Gegenden auf dem Mars gegeben habe, schreiben die Forscher in "Science". (APA/red, derStandard.at, 1. 6. 2013)