Grafik: Linux

Besonders eilig hatten es die EntwicklerInnen des Linux-Kernels mit der Freigabe der aktuellsten Version der Software: Linux 3.10 wurde jetzt nach gerade einmal neun Wochen Entwicklungszeit veröffentlicht, entspricht im Umfang aber trotzdem weitgehend seinen Vorgängern, übertrifft diese gar bei der Anzahl der Einzel-Commits.

Ticks

Zu den großen Neuerungen gehören Umbauten am Multitasking-System von Linux: Aus historischen Gründen gibt es beim freien Betriebssystem einen fix gesetzten Timer, der die CPU dazu veranlasst, zwischen 100 und 1.000 mal in der Sekunde zu prüfen, welche Arbeiten anstehen, etwa welche Prozesse noch laufen sollen oder welche Wartungsarbeiten vorzunehmen sind.

Problematik

Dieses System hatte sich über die Jahre zwar als sehr bequem aber gleichzeitig sowohl aus Performance- als auch Stromsparperspektive nachteilig erwiesen. Entsprechend gibt es seit einigen Jahren die Option diese "Ticks" automatisch zu deaktivieren, wenn die CPU nichts zu tun hat - was vor allem den Stromverbrauch massiv gesenkt hat.

Tickless

Nun geht man noch einen Schritt weiter und will den Kernel künftig vollständig ohne “Ticks” arbeiten lassen. Mit Kernel 3.10 ist man zwar noch nicht ganz dort angekommen - so muss es derzeit noch zumindest einen "Tick" pro Sekunde geben - die Richtung ist aber vorgegeben. Weitere Infos zu diesen Umbauten finden sich in einem Artikel auf LWN.net.

Caching

Mit BCache ist ein neues Caching-Framework hinzugekommen, mit dem eine SSD als Cache für eine Festplatte genutzt werden kann, und so der Zugriff auf häufig genutzte Dateien beschleunigt werden kann. Wem diese Beschreibung irgendwie bekannt vorkommt, der hat nicht ganz unrecht: Erst in Kernel 3.9 wurde mit DM-Cache ein ähnliches Framework aufgenommen. Die neue Lösung versteht sich insofern als Alternative, wurde von Google geliefert und wird bei dem Softwarehersteller schon länger intern eingesetzt.

Vermischtes

Im Netzwerkbereich kann Linux 3.10 mit Performance-Verbesserungen für HTTP-Verbindungen aufwarten. Weitere Beschleunigungen gab es am ewigen Next-Generation-Dateisystem btrfs, bei XFS gibt es nun Checksummen für Metadaten, um auch deren Integrität besser gewährleisten zu können.

Grafik

NutzerInnen aktueller AMD-Grafikchips (ab der Radeon-HD-4000-Generation) können sich über die Unterstützung des dort verbauten Videobeschleunigers (Unified Video Decoder (UVD)) freuen. Und bei Intel-GPUs muss beim Versetzen in den Schlafmodus nicht mehr wie bisher kurz auf die Textkonsole gewechselt werden, was bedeutet dass sowohl Suspend als auch Resume etwas flotter erfolgen.

Verfügbarkeit

Dazu kommt die gewohnte Melange an neuen Treibern etwa einen, um den Infrarot-Empfänger neuer Macs zu unterstützen. Der Kernel 3.10 kann in Form des Source Codes von der Seite des Projekts heruntergeladen werden, und wird schon bald in die Entwicklungsversionen kommender Linux-Distributionen einfließen. (apo, derStandard.at, 01.07.13)