80 Millionen Euro will ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz einsparen, knapp die Hälfte davon in TV, Radio und den Landesstudios. Lässt die Politik die Gebühren weiterhin refundieren, könnten die Kürzungen beim Programm noch gekappt werden. Was aus momentaner Sicht nicht mehr zu halten ist, sind die 20 Millionen Euro, die neben geschickter Personalpolitik durch Strukturreformen in die Kassen gespült werden sollen. Unter Letzteres fällt auch "147 - Rat auf Draht" (RaD), eine seit 1987 bestehende Hotline für Kinder und Jugendliche in Not.

Um die 300 Hilfesuchende wurden Tag für Tag von Juristen, Psychologen und anderen Experten beruhigt, aufgefangen und beraten. Ob Essstörung, sexuelle Gewalt, Mobbing in der Schule oder Probleme in der Familie: Die Berater konnten bei den Anrufern in der Regel das Schlimmste abfedern und ihnen Hilfestellungen geben. Auch Selbstmord war immer wieder Thema - ein Abschätzungsversuch, wie viele Jugendliche heute dank RaD noch am Leben sein könnten, wäre Spekulation. Dass die Berater in den Jahren tausenden Jugendlichen aus einer akuten Notsituation geholfen haben, kann aber sehr wohl behauptet werden.

Einsparung am falschen Platz

Genau damit soll es aber bald vorbei sein - zumindest wenn es nach Wrabetz' Plänen geht. "Wir werden uns das nicht mehr leisten können", kündigte er vor Journalisten an. Und das nicht zum ersten Mal. Bereits 2009 drohte der ORF mit der Einsparung der Hotline, damals wie heute laufen Jugendorganisationen und Vereine, die sich um das Wohl anderer bemühen, dagegen Sturm. Von einer Einsparung am falschen Platz und einer fatalen Entscheidung ist die Rede. Immer wieder fällt der von der Weltgesundheitsorganisation definierte Auftrag zur Förderung von Gesundheit, der durch die soziale, psychische, medizinische und rechtliche Beratung von RaD (noch) gewährleistet ist. Andere setzen das Ende von RaD einer Vernachlässigung der Pflichten Österreichs aus der UN-Kinderrechtskonvention gleich.

Widerstand im Web

Auch im Netz braut sich eine Wolke zusammen. Die Initiative "Rettet 147 - Rat auf Draht" versammelt Leute, die diese Einsparung - so nachvollziehbar die Fokussierung des ORF in Krisenzeiten auf seine Kernkompetenzen auch ist - nicht einfach so hinnehmen wollen. Vielleicht kann die Online-Community so viel Druck aufbauen, dass der ORF seine Entscheidung noch einmal überdenkt. Oder zumindest Alternativen zum Einstampfen zulässt. Vielleicht ist es aber auch Taktik, das mögliche Aus laut hinauszuposaunen, um im Echo eine mögliche Lösung zu finden. Wie man es auch dreht und wendet: Bleibt der ORF hart, geht eine Ära an Jugendberatung zu Ende. Ein Service, das - wie die Zahlen zeigen - nach wie vor gebraucht und angenommen wird. (Sarah Obernosterer, Leserkommentar, derStandard.at, 1.7.2013)