Der Wolf ist kein Wolf, sondern ein "Mann mittleren Alters, groß, bärtig, am ganzen Körper tätowiert". Und heißt Wolfgang.

Foto: Luftschacht-Verlag

Auch wenn man als Vater kurz irritiert war, für ein Buch ist das sicher ein großes Kompliment: Die eigene Tochter ist bei der Fahrt zur Schule eine Busstation zu weit gefahren, weil sie zu sehr in das hier besprochene Buch vertieft war. Der bei der Haltestelle wartende "Glucken"-Vater musste zur nächsten nachlaufen. Gott sei Dank ist das nicht weit. "Mir gefällt, dass die Geschichten so anders sind", sagt die Tochter über "Wer fürchtet sich vorm lila Lachs?".

Und trifft damit ziemlich den Punkt. In dem (Vor-)Lesebuch von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher - für Kinder ab dem vierten Lebensjahr - wird mit gängigen Märchenklischees aufgeräumt. Da ist Rotkäppchen die beste Freundin des Wolfes. Oder anderes Beispiel: In der Geschichte "Wolf und die 7 Greislein" ist der Wolf kein Wolf, sondern ein "Mann mittleren Alters, groß, bärtig, am ganzen Körper tätowiert" und heißt Wolfgang.

In "Aufstand der Märchenfiguren" wird dieses Neuordnen gut erklärt: Da ärgert sich etwa die Fee, wieso sie immer Dornröschen verfluchen muss. "Ich habe überhaupt nichts gegen das Mädchen", klagt sie. Die Texte sind jeweils relativ kurz gehalten - bestens geeignet für Kinder, die schon recht gut lesen können. Ein ideales Buch für die Gutenachtgeschichte zu Hause. Und für ganz lange Busfahrten eben. (Peter Mayr, Album, DER STANDARD, 29./30.6.2013)