Bild nicht mehr verfügbar.

Wenn die Anforderungen und Adaptierungen für den Formel-1-GP in Spielberg neue Behördenverfahren nach sich ziehen, könnte es mit dem Starttermin im Juli 2014 eng werden.

Foto: APA/Scheriau

Graz/Spielberg - Seit Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz verkündet hat, der Formel-1-Zirkus werde nach Spielberg zurückkehren - exakt am 6. Juli 2014 -, ist die Region und mit ihr die Landespolitik aus dem Häuschen. Landeschef Franz Voves (SPÖ) und ÖVP-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer hatten sich per amtlicher Aussendung als "die beiden Landeshauptleute" für "diese freudige Nachricht" gar überschwänglich bedankt. In der allgemeinen Euphorie verhielten sich bloß Anrainer und kritische Motorsportgeister wie die Grünen bisher auffallend leise. Unter den Ringbewohnern herrscht überhaupt Funkstille. Aus Angst.

Nachdem über Facebook Meldungen wie "9,2 Millimeter regeln alles" oder Empfehlungen für "Betonschuhe aus Moskau" kursierten, ist die Polizei alarmiert und stellt Personenschutz in Aussicht. Die bisher zurückhaltenden Ring-Anrainer könnten aber noch ein entscheidendes Wörtchen mitreden, wenn es darum geht, ob tatsächlich in einem Jahr in Spielberg die Formel-1-Boliden im Kreis fahren werden.

Auch wenn Dietrich Mateschitz kürzlich in der Kleinen Zeitung davon ausging, dass "sämtliche Genehmigungen mehr oder weniger bereits abgewickelt und unter Dach und Fach sind", so fix wie von Red Bull kommuniziert scheint die Sache noch nicht zu sein. Red Bull muss erst den Behörden vorlegen, was am Ring für den Grand Prix exakt geplant ist, welche Adaptierungen notwendig sein werden. Anschließend muss geklärt werden, ob die Formel-1-Rennen in das bisherige Genehmigungsportfolio - also in den Rahmen der vorliegenden Genehmigungen - passen oder nicht.

Wenn nicht, wenn die neuen Ansuchen UVP-pflichtig sind (gröbere Abänderung am Ringgelände, Erhöhung der Besucherzahlen oder höhere Lärm- und Immissionswerte), wäre der 6. Juli 2014 als Rennstart jedenfalls "ein sehr sportliches Ziel", zumal auch die Anrainer Parteienstellung haben, sagt der Leiter des Anlagenreferats in der Bezirkshauptmannschaft Murtal, Harald Schnedl im Standard-Gespräch. Aber auch bei der zweiten Variante, wenn die Grand-Prix-Rennen über das Veranstaltungsgesetz angesucht werden, bedarf es längerer Prüfverfahren, zumal hier zwar nicht die Anrainer Parteienstellung haben, wohl aber Umweltanwältin Ute Pöllinger.

"Drei Tage Halligalli"

Sie habe grundsätzlich nichts gegen die Formel-1-Rennen, es müssten allerdings "die Normen eingehalten werden". Pöllinger ist sogar optimistisch, weil kaum Anrainerproteste oder Einsprüche zu erwarten seien. "Es ist ja nur eine Veranstaltung, drei Tage Halligalli, das ist dann auch schon egal, werden sich Anrainer denken, nachdem sie sich ja nicht grundsätzlich gegen die Errichtung des Red-Bull-Rings im seinerzeitigen UVP-Verfahren ausgesprochen haben." Da könnte die Umweltanwältin irren. Standard-Nachfragen in der Ring-Region ergaben, dass ein eventueller positiver UVP-Bescheid sehr wohl von Anrainern beeinsprucht wird. "Mit Sicherheit, die Belastungen sind ja unter dem Jahr schon weit größer als erwartet", bemerkte einer der angrenzenden Bewohner.

Wenn Anrainer tatsächlich beeinspruchen, sagt Pöllinger, hätte dies natürlich aufschiebende Wirkung. Was bedeutet, dass der 6. Juli 2014 im neuen Rennkalender wackeln könnte. "Es kommt jetzt einfach darauf an, was Red Bull an Änderungsanträgen einbringt, dann sehen wir klarer", sagt Schnedl von der BH Murtal. (Walter Müller, DER STANDARD, 31.7.2013)