Wieder in österreichischen Händen: Spitz hat sich die Kokoskuppeln einverleibt.

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Wien - Spitz pflegt Diskretion. Mit Fruchtsaft groß geworden, bedient der Familienbetrieb von Attnang-Puchheim aus österreichische wie internationale Lebensmittelketten mit einer breiten Produktpalette. Vieles davon läuft unter Handelsmarken, Großabnehmer ist Hofer. "Wir klopfen keine großen Sprüche und hängen Kunden nicht an die große Glocke. Vertraulichkeit ist Teil des Geschäfts", sagt Spitz-Chef Josef Mayer dem Standard.

Nun ging das in Hand der Familie Scherb stehende Unternehmen doch offensiv in die Öffentlichkeit. Anlass dafür ist die Rückkehr einer Traditionsmarke aus holländischen in österreichische Hände. 15 Jahre lang arbeitete der Süßwarenhersteller Auer-Blaschke unter dem Dach des Backkonzerns Continental Bakeries mit seinen europaweit 14 Fabriken und 1.750 Mitarbeitern. Nun hat sich Spitz den Betrieb mit seinen Kokoskuppeln, Baumstämmen, Tortenecken und Eiswaffeln einverleibt.

Hoffnung Export

Am Mittwoch wurde die Belegschaft von Auer-Blaschke in Spillern informiert und reagierte, wie aus dem Werk zu hören ist, mit Erleichterung. Die 60 Mitarbeiter wurden seit Jahren stark zum Kostensparen angehalten, da seit 2004 fast durchgehend Verluste erzielt wurden - in Summe seither mehr als neun Millionen Euro. Die Produktion sei gut ausgelastet, erzählen Beobachter. In Österreich seien aber nur schwer neue Marktanteile zu holen, und international kam man nicht so recht vom Fleck.

Mayer geht auf Vergangenes nur ungern ein. Er sei überzeugt, sagt er, Auer-Blaschke rasch in die Gewinnzone führen zu können: Der Standort Spillern bleibe erhalten, wie die Marken. Spitz übernehme die gesamte Mannschaft. Ziel sei, das Sortiment auszubauen, Export und Umsatz anzukurbeln. Johann Blaschke kreierte 1921 die Kokoskuppel, ein Jahr zuvor erfand Rudolf Auer die Tortenecken. Beide Marken wuchsen zusammen, erlebten turbulente Zeiten, ließen Pleiten nicht aus - ehe sie nach einem unglücklichen Engagement von Schweizer Investoren bei den Private-Label-Spezialisten Continental Bakeries landeten, bekannt für ihre Doppelkekse. 7,6 Millionen Euro setzt Auer-Blaschke aktuell um. Spitz erzielt mit 640 Beschäftigten 256 Millionen.

Sättigung

Der Markt sei kein einfacher, räumt Mayer ein, berichtet von Verdrängung, Sättigung und hoher Handelskonzentration. "Aber die Leute essen und trinken, davon konnten wir 160 Jahre lang leben, und werden das auch in den kommenden 160 tun."

Spitz wuchs zuletzt mit Energydrinks stark, füllt sie für die Spar-Marke S-Budget ab, hält das Label Power Horse und den Mineralwasserhersteller Gasteiner. Ketchup wird ebenso fabriziert wie Marmelade und Sirup. Mit Mignon outet sich das Unternehmen als Schnittenerzeuger, der Großteil der Waffeln läuft jedoch unter fremden Namen.

Produziert wird ausschließlich in Österreich. "Ich sehe keinerlei Vorteile einer Verlegung ins Ausland", sagt Mayer. Nichts zu rütteln sei auch daran, dass Spitz in Familienhand bleibe. Diese konzentriert sich im Übrigen primär auf Walter Scherb, einst bei der Böhler investiert, Aktionär bei der Immofinanz und Hotelbesitzer.

Seltene Zukäufe

Kauft Spitz weiter kräftig ein? Mayer winkt ab. "Auer-Blaschke passt gut zu uns. Aber wir bleiben auf dem Boden." Großer Akquisitionskurs werde nicht gefahren.

Die Süßwarenbranche konzentriert sich. Erst jüngst erwarb Julius Meinl die Niemetz-Schwedenbomben. Internationale Konkurrenz macht das Geschäft knallhart, für Nostalgie ist wenig Zeit. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 2.8.2013)