Die hypertherme Tumorbehandlung hat den Vorteil, dass Tumorzellen generell sehr empfindlich auf Hitze reagieren und somit Tumorzellen zerstört werden. Das neue Verfahren könnte künftig bei vielen verschiedenen Krebsformen zum Einsatz kommen.

Foto: KH der Barmherzigen Schwestern Linz

Erstmals in Oberösterreich wurde am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz ein Patient mit Peritonealkarzinose (flächiger Befall des Bauchfells mit bösartigen Tumorzellen) mit der innovativen HIPEC-Therapie (hypertherme intraperitoneale Chemoperfusion) behandelt. Bei dieser Behandlungsform wird die Chemotherapie nach der operativen Entfernung des Tumors über Schläuche direkt in den Bauchraum eingebracht, wo sie bis zu eineinhalb Stunden bei 42 Grad zirkuliert. Aufgewärmt und in der Zirkulation gehalten wird sie durch hochspezialisierte Pumpensysteme. 

Höherer Wirkstoffspiegel

Durch die lokale, direkte Verabreichung können höhere Zytostatika-Konzentrationen zugeführt werden als bei der Gabe über die Vene, außerdem verstärkt die Wärme den Wirkungsgrad der Chemotherapie. Der im Zielgewebe, dem Tumor, erreichte Wirkstoffspiegel ist wesentlich höher, gleichzeitig können die Nebenwirkungen reduziert werden. Eingesetzt wird dieses Verfahren, wenn es im Verlauf einer Tumorerkrankung zu einer Aussaat von Tochtergeschwülsten in die Bauchhöhle oder zu einem Befall des Bauchfells gekommen ist.

Die hypertherme Tumorbehandlung hat den Vorteil, dass Tumorzellen generell sehr empfindlich auf Hitze reagieren und somit Tumorzellen zerstört werden. Das Verfahren ist besonders sicher, da es sich um ein geschlossenes System handelt. Besonders bei Patienten mit Tumorerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium kann eine HIPEC-Behandlung die Lebensdauer deutlich verlängern und die Lebensqualität erheblich steigern. 

Gegen verschiedene Krebsarten

"Vor allem jüngere Patienten mit Metastasen im Bauchraum haben mit der HIPEC einen deutlichen Überlebensvorteil gegenüber der Standardtherapie", sagt Primar Klaus Emmanuel, der die Behandlungsform nach Linz brachte. Da fast jeder Tumor, vor allem der Organe des Bauches und des Beckens in die Bauchhöhle einbrechen und dorthin streuen kann, gibt es viele verschiedenen Krebsarten bei denen diese Therapie zur Anwendung kommen kann. Eine Verbesserung der Lebensqualität und die Vermeidung von gravierenden Komplikationen der Peritonealkarzinose sind zu erwarten.

Nur ausgewählte Patienten kommen für den Eingriff in Frage. Häufig ist es so, dass trotz aller Voruntersuchungen die Entscheidung zur Durchführung der HIPEC erst bei der Eröffnung des Bauchraumes durch den Chirurgen getroffen werden kann. Nach der Operation ist in der Regel ein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig. Anhand der Ergebnisse dieser Untersuchung wird für jeden Patienten individuell festgelegt, ob eine zusätzliche systemische Chemotherapie der Erkrankung durch die internistische Fachabteilung erfolgt, um das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung zu minimieren. (red, derStandard.at, 1.8.2013)