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Immer mehr Auftraggeber bedienen sich billiger ausländischer Arbeitskräfte.

Foto: Ap/Zak Ronald

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Grafik: APA

Wien - Nur der Alpine-Effekt ist es keineswegs. Von rund 4900 ehemaligen Mitarbeitern des insolventen Baukonzerns haben mehr als 3900 bereits wieder einen Job gefunden. Trotzdem gab es im Bausektor im Juli einen massiven Anstieg an Jobsuchenden. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen ist um 3378 (23,4 Prozent) auf 17.802 gestiegen, gab das Arbeitsmarktservice am Donnerstag bekannt.

Krise hausgemacht

Josef Muchitsch von der Baugewerkschaft ortet seit Monaten einen "irrsinnigen Verdrängungswettbewerb" auf dem Bausektor. Immer mehr Auftraggeber würden sich billiger ausländischer Arbeitskräfte bedienen - "insofern ist die Krise hausgemacht", sagte Muchitsch zum Standard. In Salzburg ist die Arbeitslosenquote gar um 49 Prozent gestiegen, in Tirol um 26 Prozent.

Die westlichen Bundesländer sind derzeit generell am stärksten vom Anstieg der Arbeitslosen betroffen. Zu kämpfen hat auch der Tourismus, obwohl die Besucherzahlen zuletzt eigentlich sehr gut waren. Erst vor wenigen Tagen gab die Statistik Austria bekannt, dass im Mai und Juni so viele Touristen in Österreich waren wie noch nie zuvor in diesen Monaten - nämlich 5,51 Millionen. Die Zahl der Nächtigungen ist zwar leicht auf 15,9 Millionen gesunken, das war aber noch immer das drittbeste Nächtigungsergebnis aller Zeiten.

Tourismus schwächelt

Und trotzdem stieg die Zahl der Arbeitslosen im Fremdenverkehr österreichweit um 13,5 Prozent. In der Tourismusregion Salzburg lag das Plus sogar bei 21 Prozent, in Tirol auch noch bei 16 Prozent. Eine eindeutige Erklärung dafür gibt es noch nicht. Johann Schenner, Tourismus-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer, hält einen Zusammenhang mit dem schlechten Wetter im Juni für denkbar. Damals wurden viele Mitarbeiter entlassen, und angesichts der allgemein unsicheren wirtschaftlichen Lage hätten sich so manche Arbeitgeber dann wohl entschieden, vorerst keine neuen Mitarbeiter einzustellen, vermutet Schenner.

Thomas Berger, Salzburger Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft Vida, beobachtet ein "enormes Arbeitskräftepotenzial" im Tourismus. Sprich: Immer mehr Arbeitskräfte - vor allem aus den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten - strömen auf den heimischen Jobmarkt. Gut zwei Jahre nach der kompletten Öffnung des Arbeitsmarktes sei noch immer eine steigende Zahl an ungarischen und tschechischen Mitarbeitern feststellbar. Das sei ein "permanenter Prozess", der, so Berger, auch zur Verdrängung anderer, schlechter ausgebildeter ausländischer Arbeitskräfte führe.

In Tirol sei der Verdrängungseffekt durch ausländische Arbeitskräfte nicht so stark, glaubt Roland Müller von der Vida-Landesgewerkschaft. "Es sind aber natürlich auch mehr Einheimische am Arbeitsmarkt. Stichwort: Wir müssen alle länger arbeiten."

Mit etwas Verzögerung dürfte sich im Westen der Einbruch bei den Produktionsbetrieben auswirken. So gab etwa der Tiroler Kristallkonzern Swarovski den Abbau von 110 Mitarbeitern in Wattens bekannt. Personal wird auch bei der Tyrolean abgebaut.

Verzerrung

Einen neuerlich starken Anstieg gab es auch im Industrie-Bundesland Oberösterreich. Sehr groß sind die Unterschiede allerdings nicht. Wien weist zwar nur ein Plus von 10,1 Prozent aus. Gleichzeitig gibt es in der Bundeshauptstadt aber deutlich mehr Schulungen (plus 17,7 Prozent). Und diese scheinen in der offiziellen Arbeitslosenquote nicht auf. (Günther Oswald, DER STANDARD, 2.8.2013)