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Monika Lindner wird "wilde" Abgeordnete.

Foto: APA/Techt

Wien - Die frühere ORF-Generaldirektorin Monika Lindner wird in den Nationalrat einziehen - und zwar als "freie" Abgeordnete. Das gab sie gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" (Dienstag-Ausgabe) bekannt. Auch im Büro von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) bestätigte man diesen Schritt: Lindner habe die Präsidentin über ihre Entscheidung schriftlich informiert, hieß es.

Die ehemalige ORF-Chefin hatte bei der Wahl auf der Liste des Team Stronach kandidiert. Sie kündigte der neuen Partei aber bereits Tage nach ihrer Nominierung die Gefolgschaft auf, nachdem der damalige Stronach-Klubchef Robert Lugar sie als "Speerspitze" gegen den ORF und Raiffeisen bezeichnet hatte. Laut "TT" wollte die gebürtige Tirolerin die Bundeswahlbehörde und das Team Stronach noch am Montag von dieser Entscheidung informieren.

Kein Wechsel zur ÖVP

Einen Wechsel in einen anderen Klub wird es laut Lindner, die bereits in ihrer Amtszeit als ORF-Chefin als ÖVP-nahe galt, nicht geben. Sie habe sich nicht um Aufnahme bemüht, auch seitens der Partei habe es keine Versuche gegeben, sie in den schwarzen Klub zu holen. "So geht's nicht, dass man ein Mandat nimmt und dann sagt Adieu und woanders hingeht. Das hielte ich nicht für sehr ehrenhaft", sagte sie. Es sei eine "schwierige Entscheidung" gewesen, "weil ich nicht auf unehrliche Weise ein Mandat an mich reißen wollte. Aber meine Rechtfertigung beziehe ich daraus, dass als freie Abgeordnete ja auch Anträge des Teams Stronach unterstützen kann, wenn ich sie für richtig halte."

Der Einstieg in die Politik sei schon länger ihr Wunsch gewesen, erklärte Lindner. Sie habe das auch schon bald nach ihrem Ausscheiden aus dem ORF Ende 2006 bei der ÖVP deponiert - ohne Erfolg. Dann sei das Angebot von Frank Stronach gekommen. Das Programm der Partei habe sie als Alternative gesehen, "um den Stillstand dieser zwei Großparteien" zu beenden, sagte sie. Nach den Aussagen von Lugar habe sie aber nicht mehr mitkönnen, diese hätten sie "existenziell beschädigt".

"Ehre und Verpflichtung"

In ihrer Presseaussendung erklärte Lindner zudem: "Aus meiner persönlichen Sicht ist es eine Ehre und eine Verpflichtung, sich für Österreich einzusetzen, wenn man die Möglichkeit dazu hat." Im Kurier zeigte sich Stronach "enttäuscht". "Es ist, wie es ist. Ich bin nicht verärgert, ich bin höchstens enttäuscht. Aber auch da wird es darauf ankommen, wie sie sich benimmt."  Er hofft auf eine Zusammenarbeit mit Lindner und dass sie die Anträge des Team Stronachs im Parlament unterstützen werde. Die stellvertretende Bundesparteichefin Kathrin Nachbaur nimmt die Entscheidung Lindners "zur Kenntnis". Am Dienstag ließ sie über Facebook wissen, dass sie enttäuscht sei: Es handle sich um ein Mandat des Team Stronach, "ich finde ihre Vorgangsweise nicht fair". Sie geht davon aus, dass sie als freie Abgeordnete bei den Anträgen des Team Stronachs mitstimmen werde. 

ÖVP hat keinen Kontakt

Die ÖVP hat laut ihrem Klubobmann Karlheinz Kopf "null Kontakt"mit Ex-Chefin Monika Lindner. "Wir werden ihn auch nicht suchen", sagte Kopf am Dienstag am Rande des Ministerrates. (APA, red, 14.10.2013)