Salzburg /Bad Mitterndorf - Das angekündigte Skiflugfest am Kulm in Bad Mitterndorf, das an diesem Wochenende bis zu 100.000 Zuseher vor Ort miterleben wollen, hat am Freitag mit einem entsetzlichen Unfall begonnen. Thomas Morgenstern, der im ersten Training mit Bestweite geglänzt hatte, stürzte im zweiten Versuch. Der dreimalige Olympiasieger verlor über dem Vorbau der größten Naturschanze der Welt völlig die Balance und knallte mit dem Rücken voran in den dank des warmen Wetters eher weichen Auslauf. Gleichwohl verlor der 27-Jährige sofort das Bewusstsein.
72 Stunden auf der Intensivstation
ÖSV-Sportdirektor Ernst Vettori zur Sturzursache: "Er hat beim Absprung keinen Fehler gemacht, danach aber haben sich die Skienden berührt, dann ist er abgeschmiert."
Während der Erstversorgung durch Teamarzt Jürgen Barthofer kam der Athlet zu sich und war in der Folge gut ansprechbar. "Er konnte Arme und Beine bewegen und hat mich gefragt, was passiert ist", sagte Physiotherapeut Herbert Leitner.
Morgenstern wurde zunächst ins Krankenhaus Bad Aussee eingeliefert, dann allerdings per Hubschrauber ins Salzburger Unfallkrankenhaus überstellt. Rund vier Stunden nach dem Unglück veröffentlichte der ÖSV ein erstes Bulletin. Demnach hat Morgenstern Schädelverletzungen und eine Lungenquetschung erlitten, ist aber weiter ansprechbar. Er soll für 72 Stunden auf der Intensivstation unter Beobachtung bleiben.
Außer Lebensgefahr
"Er befindet sich durchaus in kritischem Zustand", sagte Josef Obrist, Primar am UKH Salzburg. Es bestehe aber keine Lebensgefahr. "Das Risiko bei einer Kopfverletzung ist, dass sich der Zustand verschlechtern kann, da immer die Gefahr von Einblutungen besteht", sagte Wolfgang Voelckel, der Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin.
Morgenstern, der die Saison nach einer mehrmonatigen Verletzungspause hervorragend begonnen hatte, war bereits am 15. Dezember, am Tag nach seinem 23. Weltcupsieg in Titisee-Neustadt, nach einer verunglückten Landung schwer gestürzt. Der Vater einer Tochter hatte sich dabei den kleinen Finger der rechten Hand gebrochen. Nur zwei Wochen später gelang ihm ein großartiges Comeback bei der Vierschanzentournee, die der Gesamtsieger von 2011 schließlich auf Rang zwei hinter seinem Weltcup-Ersatzmann Thomas Diethart beendete.
Auf das Fliegen am Kulm hatte er sich besonders gefreut: "Ich bin selten in meiner Karriere mit so gutem Selbstvertrauen zum Skifliegen gekommen wie jetzt", ließ er noch am Donnerstag wissen.
Erinnerungen an Kuusamo 2003
Der Sturz am Freitag erinnerte an den Crash im November 2003 in Kuusamo, Finnland, den Morgenstern später als wichtigen Teil seiner Karriere, ja seines Lebens bezeichnet hat. Damals war der 17-Jährige wunderbarerweise mit einem gebrochenen Finger und einer Gehirnerschütterung davongekommen. (APA/red/lü, DER STANDARD, 11.1.2014 + online update)