Bild nicht mehr verfügbar.

Nagellacke avancieren jedenfalls zusehends zu Modeaccessoires, die dem saisonalen Wechsel der Kleiderkollektionen folgen.

Reuters/Kiyoshi Ota

Aufmerksamen Beobachtern ist eine neue Farbe auf den Nägeln modebewusster Frauen sicherlich nicht verborgen geblieben. "505 Particulière" ist das Codewort für Eingeweihte - ein Nagellack von Chanel, der in der Farbpalette zwischen Cappuccino und Caffè-Latte-Braun angesiedelt ist und seit Wochen in den Parfümerien ausverkauft war. Gerüchten zufolge gab es vereinzelte Fläschchen noch sehr lange in Pasching in Oberösterreich, auch in Laibach, Slowenien, wurden Suchende noch fündig und mussten für den 505er nicht jene 100 Euro zahlen, die dafür auf einschlägigen Internetplattformen verlangt wird.

"Die Nachproduktion läuft auf Hochtouren", war von Harald Pavlas, Chanel-Geschäftsführer Österreich, zu erfahren, und den Hype um den neuen Lack habe man nicht geplant, aber schon einmal erlebt. "Rouge noir" hieß der Nagellack, den Uma Thurman 1994 im Film Pulp Fiction trug. Schwarzen Nagellack trugen bis dahin eher lichtscheue Grufties aus der Gothic- und Punk-Szene, doch plötzlich war er auch in den Hochglanzmagazinen vertreten, und das markiert einen Umbruch in der Farbpalette der Nagellacke, die - derzeit aktuell - durch Braun-Grau-Töne noch einmal erweitert wird.

Begonnen hat den Grau-Trend übrigens nicht Chanel, sondern Yves Saint Laurent mit "Stormy Grey". Yannick Vaudry, Kosmetikdirektor des französischen Modeunternehmens, erklärte unlängst in der Zeitung Die Welt, wie die Modemacher auf Farbsuche gehen.

Auftakt zum Umschwung

Wenn er und sein Team einen neuen Farbton kreieren, hätten sie immer einen bestimmten Typ Frau im Kopf, und zwar den, der gerade nicht präsent ist oder den es noch gar nicht gibt. "Als wir Grau kreiert haben, dachten wir an eine Frau, bei der der Fokus auf den Lippen liegt. Rote Lippen und graue Nägel passen wunderbar zusammen", sagt Vaudry.

Nagellacke avancieren jedenfalls zusehends zu Modeaccessoires, die dem saisonalen Wechsel der Kleiderkollektionen folgen. Was die Models auf den Pariser Modeschauen tragen, hat Zeug zum Kult. So hatte Chanel- Make-up-Dramaturg Peter Philips im März 2009 zu Karl Lagerfelds Kollektionen den Grünton "Jade" entworfen und für Aufsehen gesorgt, aktuell zu sehen war das "Lila 509 Paradoxal" zusammen mit dem Herbst-Winter-Look, "doch ein Erfolg lässt sich leider nie planen", sagt Pavlas.

Was bei dunklen Nagellacken aber in jedem Fall wichtiger denn jemals zuvor war, ist Perfektion. "Soziokulturell betrachtet sind lange und lackierte Fingernägel ja ein Zeichen von Nichtbetroffenheit durch körperliche Arbeit", weiß Erich Leitner von der Gesellschaft der Österreichischen Chemiker, Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik und Tenside - insofern sei Frauen, die hier und da kochen oder abwaschen müssen, der Gebrauch von Plastikhandschuhen geraten. Denn: "Abgesplittert geht unter gar keinen Umständen", sagt Make-up-Artistin Marie-Theres Weinmann und empfiehlt, das Fläschchen immer in der Handtasche zu tragen.

Für Chemiker Leitner zählen vor allem die praktisch-technischen Anforderungen: "Ein Lack muss ausreichend flüssig bleiben, um beim Auftragen eine glatte Schicht zu bilden, die in der Folge aber auch nicht zu langsam eintrocknen darf", sagt er, und zusätzlich müssen sich die Komponenten des Lacks gut mit der Keratin-Schicht des Nagels verbinden - dafür sind Filmbildner, Harze, Weichmacher und auch Formaldehyd verantwortlich. Vor Letzterem dürfe man sich nicht fürchten, es sei ein körpereigener Stoff, der zu Nagelhärtung beiträgt, so Leitner. Auch Dermatologin Gabriele Ginter-Haselmayer sagt: "Hochwertige Produkte haben schützende und pflegende Eigenschaften", wie zum Beispiel Silizium in den Lacken von La Roche-Posay, die zusätzlich UV-Filter haben.

Bleiben die wichtigsten Grundregeln für Nagellack: 1.) Immer Unterlack auftragen, weil Nägel sonst gelblich verfärben. 2.) Immer unbedingt zweimal lackieren, damit die Farben auch wirklich satt sind. 3.) Niemals Fußnägel und Fingernägel in zwei verschiedenen Farben tragen, nur eine Kombination mit farblosem Lack ist erlaubt. 4.) Bunte Nägel gehen auch nicht, sagt die Mode-Polizei. (Karin Pollack/Der Standard/rondo/02/07/2010)