Der Rohbau vom Schnauzer zählt längst zu den zehn bedeutendsten architektonischen Sehenswürdelosigkeiten des Waldviertels. Neben der "Papstwarte" bei Rodingersdorf, der Discothek Brooklyn in Horn oder der im Maßstab 1:10 als Verkaufsraum nachgebauten "Cheopspyramide" eines Steinmetzbetriebes in Limbach wird hier Geschichte geschrieben.

Verschieden große Fensterlöcher, ein unsymmetrisch auf das Geviert gedeckeltes Dach, ins Dach selbst die Initialen des Hausherrn geschindelt, daneben eine im Stile der Karl-May-Festspiele Gföhl gehaltene "Ranch" als jahrzehntelange Übergangsbehausung: Der Dichterfürst macht mit seiner Nachbarschaft einiges mit.

Übergangsbehausung

Als er jetzt am Sonntag um sechs Uhr früh nach Monaten der bleiernen Stille auf der nachbarlichen Baustelle aus dem Schlaf gerissen wurde, weil der Schnauzer drüben eine Motorsäge losjaulen ließ, konnte das einiges, definitiv aber nichts Gutes bedeuten. Der Schnauzer deckte also das Dach, auf das alle im Ort jahrelang verzweifelt gewartet hatten, teilweise wieder ab.

Er schnitt zwei verschieden große Löcher in die Verschalung. Er zerstörte dabei nicht nur das Anfangsinitial, sondern feuerte auch noch von oben beherzt seine Frau im Garten an, mit der Motorsense Platz für neuen Bauschutt zu machen. Am Abend war das Werk schließlich vollbracht. In verschiedener Höhe prangten auf dem Dach verschieden große Kippfenster, welche ab sofort mit den darunter befindlichen unterschiedlich großen Fensterlöchern perfekt disharmonieren.

Mildes Entsetzen. Galgenhumor. Der Teufel schläft nicht. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 01.07.2011)