Wien - Der Großteil der Menschheit hat keinen Zugang zum Internet. Das Start-Up "Outernet" will mit Satelliteninternet Inhalte frei zugänglich machen - wenn auch nicht interaktiv. Das Projekt trägt die Bezeichnung "Öffentliche Bibliothek der Menschheit". Die Technische Universität (TU) Wien hat nun als zweite Uni nach Harvard ein Abkommen mit "Outernet" unterzeichnet und liefert Klimadaten.

Die Funktionsweise

Seit dem Vorjahr sendet "Outernet" bereits Daten, im Gegensatz zum klassischen Internet handelt es sich aber um eine Einbahnstraße. Ähnlich wie im Radio werden zu bestimmten Zeiten bestimmte Inhalte gesendet, empfangen werden können sie über einfache, solarbetriebene Empfangsgeräte - und das völlig anonym. Über WLAN können die Informationen über kurze Strecken zugänglich gemacht werden. Längerfristig ist geplant, den Zugriff direkt über Handys zu ermöglichen, auf experimenteller Ebene können auch schon Daten über "Outernet" gesendet werden.

Erste Inhalte sind internationale und lokale Nachrichten, Getreidepreise für Landwirte, Material der Organisation "Lehrer ohne Grenzen", Wikipedia und Notfallinformationen etwa im Fall von Katastrophen. Derzeit deckt "Outernet" Nord- und Mittelamerika, Europa, Zentralasien und große Teile Afrikas ab, ein weiterer Ausbau ist geplant.

"Globaler Teletext"

"Man kann sich das vorstellen wie einen globalen Teletext - aber eben mit viel größeren Datenmengen", erklärte Markus Enenkel vom Department für Geodäsie und Geoinformation der TU Wien. Die Daten werden derzeit so aufbereitet, dass sie möglichst wenig Speicherplatz benötigen. Hochaufgelöste Videos oder Bilder gibt es deswegen bisher nicht. "Wenn man sich rein auf Text beschränkt, dann können ein paar Megabyte schon äußerst hilfreich sein", meint Enenkel. In den nächsten Monaten werde es aber möglich sein, die Download-Rate auf einige Gigabyte pro Tag zu erhöhen, kürzlich hat "Outernet" den ersten eigenen Mikrosatelliten angekündigt

Mit dem nun unterzeichneten Abkommen werden von der Forschungsgruppe für Fernerkundung der TU Wien aufbereitete Klimadaten in "Outernet" integriert, um die Bodenfeuchte abschätzen und Dürrekatastrophen vorhersagen zu können. "Gerade in schlecht entwickelten Regionen, wo an flächendeckenden Handyempfang noch lange nicht zu denken ist, wäre es wichtig, den Zugang zu Bildung und Information sicherzustellen", sagte Enenkel. (APA/red, derStandard.at, 25.3. 2015)