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Eine netzpolitische Seifenoper allererster Güte liefert seit Wochen der italienische Malware-Hersteller Hacking-Team ab. Im Rahmen eines mehr als 400 GB großen Leaks an internen Daten wurden neben Schadsoftware auch einige für das Unternehmen ziemlich peinliche Details bekannt. Von der – zuvor geleugneten – Kooperation mit unter UN-Embargo stehenden Ländern bis zu Tricks mit denen die eigenen Kunden getäuscht wurden, reicht die Palette.

Klage

Nun wird diese Geschichte um eine weitere Episode reicher: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat Hacking Team Klage gegen sechs ehemalige Angestellte eingereicht. Diesen wird vorgeworfen, sie stünden in Verbindung mit dem aktuellen Angriff. Welche Beweise das Unternehmen in diese Richtung zu haben meint, wird nicht ausgeführt.

Vorgeschichte

Wie sich dabei herausstellt, dürfte es hinter den Kulissen bei Hacking Team schon länger gebrodelt haben. So hat Hacking-Team-Chef David Vincenzetti bereits im Mai eine Anzeige gegen sechs Ex-Angestellte eingereicht – und zwar mit dem Vorwurf, dass sie Teile des Source Codes des Unternehmens gestohlen hätten.

Insider

Gegenüber Arstechnica plaudert nun mit Alberto Pelliccione einer der Betroffenen über die Hintergründe. Er sei 2007 zu Hacking Team gekommen, damals sei die Firma noch ganz auf defensive Aufgaben konzentriert gewesen – wie so viele andere Sicherheitsunternehmen auch. Im Jahr 2012 habe sich die Situation aber grundlegend geändert, es seien intern immer mehr Mauern aufgezogen worden, selbst er habe so nicht mehr gewusst, woran das Exploit-Team eigentlich arbeite.

Unruhe

Zum gleichen Zeitpunkt wurden die ersten kritischen Artikel zu Hacking Team publiziert, zudem gab es eine Protestaktion von Anonymous in den Büros der Firma. Dies führte gleichermaßen zu Unruhe im Unternehmen wie zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. Als dann 2014 ein Bericht von Citizen Lab auftauchte, der nachwies, dass die Software von Hacking Team genutzt wurde, um einen äthiopischen Journalisten auszuspionieren, hatte Pelliccione nach eigenen Angaben genug – er kündigte und gründete in Folge die Firma Reaqta, die sich statt auf Angriffe auf die Abwehr von Cyberattacken spezialisiert hat. In den folgenden Monaten sollten ihm mehrere Hacking-Team-Mitarbeiter folgen.

Den Vorwurf, dass man dabei Source Code gestohlen habe, hält Pelliccione für lächerlich. Sein eigenes Unternehmen verfolge eine ganz andere Ausrichtung, allein schon deswegen könne man wenig mit den Hacking-Team-Tools anfangen.

Darstellung

Überraschend kommen die aktuellen Vorwürfe insofern nur aus einer Perspektive: Noch vor einer Woche zeigte sich Hacking Team offiziell davon überzeugt, dass hinter dem Angriff nur eine feindlich gesinnte Regierung stecken könne – niemand anderer habe die notwendigen Ressourcen. (apo, 21.7.2015)