Wien – Es war eine gewagte Behauptung, die Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer bei einer Wahlkampfrede in Tirol zum Besten gab. Er fragte seine Anhänger, ob sie muslimische Pflegekräfte kennen, "die unseren Alten die Windeln wechseln. Ich kenne sie nicht."

Wenige Stunden später stellten einige Pflegeeinrichtungen wie Rotes Kreuz, Caritas, Wiener Krankenanstaltenverbund sowie der Österreichische Pflegeverband klar, dass das falsch sei. Natürlich gebe es muslimische Pflegekräfte in Österreich, auch wenn auf das Religionsbekenntnis der Mitarbeiter kein Wert gelegt werde.

Darauf in der "ZiB 2" angesprochen, relativierte der blaue Hofburganwärter seine Aussage, er kenne keine Pflegerin in Burka. Noch einmal versuchte er seine Theorie zu untermauern: In der TV-Diskussion zitierte er aus einer Diplomarbeit.

"Aus dem Zusammenhang gerissen"

Doch die Verfasserin der Arbeit "Probleme im Krankenhaus- und Pflegealltag mit islamischen Patienten" fühlt sich von dem freiheitlichen Kandidaten falsch interpretiert. Hofer habe die Aussage der Arbeit verdreht, zeigt sie sich in einem Schreiben an die "Wiener Zeitung" empört. Hofer habe "unvollständig und aus dem Zusammenhang gerissen" zitiert. Denn der Fokus der Arbeit liege auf Patienten, nicht auf Pflegekräften. Ihr Fazit war, die Patienten besser zu integrieren, etwa durch Dolmetscher oder multireligiöse Gebetsräume. "Ich wehre mich dagegen, dass auf diese Art und Weise meine Diplomarbeit missbraucht wird", schreibt sie. (red, 29.11.2016)