Die Technische Universität Graz schlägt in der Geschichte ihrer Personalpolitik ein neues Kapitel auf: Erstmals übernimmt eine Frau einen Lehrstuhl im Bereich der Naturwissenschaften. Die 42-jährige deutsche Biotechnologin Gabriele Berg wurde jüngst zur Professorin für "Umweltbiotechnologie und Ökotechnik berufen". Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung nachhaltiger Verfahren für den Pflanzenschutz und molekulare Analysen mikrobieller Störgrößen.

Schlechte Quote

Nur zwei der insgesamt 101 Professorenstellen an der Technischen Universität Graz (TUG) sind bisher mit Frauen besetzt. Beide finden sich im Bereich der Architektur, klassische ingenieurwissenschaftliche Bereiche wie der Maschinenbau oder das Bauingenieurwesen oder eben auch die Naturwissenschaften blieben bislang Männerdomänen. Unter den insgesamt 943 wissenschaftlichen Mitarbeitern sind 122 Frauen.

"Wir haben uns das erklärte Ziel gesetzt, den Frauenanteil unter den wissenschaftlichen Mitarbeitern, aber auch unter den Studierenden zu erhöhen", so Rektor Hans Sünkel zur Neubestellung der Professorin für das Institut für Umweltbiotechnologie. Das Institut beschäftigt sich mit dem biologischen Abbau von Schadstoffen in der Umwelt durch mikrobielle Mischpopulationen. Die Themen reichen von der Behandlung spezieller industrieller Abwässer über die biologische Abluftreinigung bis zur Dekontamination von Böden und Kompostierung sowie Vergärung fester Abfälle.

Schwerpunkt Biotechnologie

Der Fokus von Bergs Forschungsarbeit liegt auf dem Gebiet der Umweltbiotechnologie: "Ein Ziel meiner Forschung besteht in der Entwicklung nachhaltiger biotechnologischer Verfahren zur Verbesserung des mikrobiellen Leistungspotenzials intensiv landwirtschaftlich genutzter Böden etwa für den biologischen Pflanzenschutz", schildert die neue Professorin, die bereits an der Entwicklung verschiedener Präparate zur Pflanzenstärkung und zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten beteiligt war. Bei der Fortführung ihrer Arbeiten an der TU Graz wird Berg vorerst von zwei Mitarbeitern, die sie aus Deutschland mitbringt, unterstützt.

Berg (geb. 1963 in Potsdam) studierte an der Uni Rostock Biologie. Nach dem Abschluss mit Auszeichnung (1986) absolvierte sie ein einjähriges Forschungsstudium für Mikrobiologie und Biotechnologie in Greifswald. 1995 folgte die Promotion "magna cum laude", im Jahr 2001 die Habilitation. 2003 erhielt Berg, die zuletzt an der Uni Rostock tätig war, ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. (APA)