Während man im Action- und Dramabereich hinsichtlich der Erneuerung von Labels immer ein wenig dem letzten Schrei hinterherhört, hat es die Komödie, die sich problemlos mit Restbeständen der Populärkultur begnügen kann, ein wenig leichter. Bei ihr muss man nur ein wenig die Perspektive verschieben, und plötzlich öffnen sich Freiräume, die produktive kulturelle Überschneidungen ermöglichen. Der diesjährige Kinosommer bietet mit dem neuesten Adam-Sandler-Spaß "Don’t Mess with the Zohan / Leg dich nicht mit Zohan" an und der TV-Serien-Adaption "Get Smart" gleich zwei Filme an, in denen Agenten mit unorthodoxen Eigenschaften agieren.
Zohan heißt der eine, Star des israelischen Geheimdienstes Mossad, der jedoch still davon träumt, aufzuhören, um Friseur in New York zu werden; sein amerikanischer Gegenpart, Maxwell Smart, wartet hingegen beharrlich auf den Außendienst, den man ihm ob seiner geistigen Beschränktheit bisher vorenthalten hat.
Bälle im Hintern
Beide Komödien sind keine Parodien im engeren Sinn, sondern der Versuch, heterogene Teile neu zusammensetzen, um daraus Mischformen zu schöpfen, die auch mehrere Begehrlichkeiten auf einmal bedienen. Adam Sandler überträgt in "Don’t Mess with the Zohan" – am Drehbuch sind neben Sandler auch Judd Apatow und Robert Smigel beteiligt – die Attribute eines übersexualisierten Geheimagenten, der am Strand mit seinem Hintern Bälle fängt und auch gegen Terroristen viel Geschick beweist, auf die nicht gerade aufgrund ihrer Virilität berüchtigte Figur eines Haarstylisten, der mit Vorliebe alte Tanten zu ungeahnten Höhepunkten massiert.
Die Durchschnittstypen, auf die Sandler ansonsten festgelegt ist, werden hier zugunsten einer exzessiven Kunstfigur verworfen, die ein wenig wie der Gegenentwurf zu Sacha Baron Cohens Borat erscheint: Auch Zohan ist ein wandelndes kulturelles Stereotyp (mit dem Sandler seine jüdischen Wurzeln betont), er radebrecht Englisch, verstößt gegen die gesellschaftliche Etikette, erweist sich insgesamt aber als anpassungsfähiger als sein kasachischer Kollege. Unter dem Decknamen Scrappy Coco findet er im Milieu der Einwanderer rasch Anschluss. Der Friseurladen, in dem er zum Star aufsteigt, wird gar von einer Palästinenserin (Emmanuelle Chriqui) geführt.
Get Smart, bei dem übrigens der Adam-Sandler-erprobte Peter Segal Regie führte, ist anders als Zohan als echter Komödien-Blockbuster konzipiert. Vorbild für den Film ist die gleichnamige, von Mel Brooks und Buck Henry kreierte TV-Serie, die erstmals 1965 ausgestrahlt und wohl auch deshalb zu einem großen Erfolg wurde, weil sie den starren Konstellationen des Kalten Krieges endlich eine befreiend satirische Seite abgewinnen konnte. Don Adams, der erste Darsteller von Maxwell Smart, schuf einen Prototypen, dessen Komik nicht zuletzt aus Selbstüberschätzung erwächst: Er meint, tatsächlich über fachliche Kompetenz zu verfügen.
Deadpan gegen Peinlichkeit
"Jeder kennt einen Maxwell Smart, und wenn nicht, dann bist du wahrscheinlich Maxwell Smart", sagt der nunmehrige Darsteller Steve Carell über seine Figur, die mit Deadpan-Miene und betont professionellem Gestus auch noch die peinlichsten Situationen zu überstehen versucht. Get Smart versucht Slapstick und Dialogwitz der Serie mit der großen Erzählung und den Attraktionen des Agentenfilms zu kombinieren. Dummheit muss sich also in prekären politischen Situationen bewähren – ein gar nicht so weit hergeholtes Szenario, das der US-Kritik aber nicht weit genug ging.