Kunst
Münzsammlung Leo Fürst restituiert
Aus dem KHM an Wiener Erben
Wien - Dem einzigen Erben nach Leo Fürst, dem 89-jährigen
Herbert Anderson wurde am Montag in Wien der
Ausfolgungsbescheid über 624 Stücke der berühmten Münzsammlung Leo
Fürst aus dem Kunsthistorischen Museum (KHM) überreicht. Die Sammlung
war von den Nationalsozialisten geraubt worden und kam nach dem
Zweiten Weltkrieg in den Besitz österreichischer Museen. Vier Münzen
aus dem Landesmuseum Tirol und drei aus dem Landesmuseum Kärnten
wurden schon heute von den jeweiligen Direktoren überreicht. Mit dem
Ausfolgungsbescheid wurde einer Verfügung der für die Museen
verantwortlichen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) vom 10. Juli
entsprochen, so die Israelitische Kulturgemeinde Wien (IKG). Über weitere Münzen in den Landesmuseen Salzburg (vier Stück) und
der Steiermark (drei Stück) "heißt es offiziell, dass diese verloren
gegangen sind", sagte Ingo Zechner von der Anlaufstelle für jüdische
NS-Verfolgte der IKG in und aus Österreich und deren Nachkommen Zumindest in der
Steiermark "wird dem noch nachgegangen". Mit dem Ausfolgungsbescheid
könne Anderson sich die Münzen nun jederzeit aus dem KHM abholen.
Schon im Oktober 2000 verfügte Gehrer die Rückgabe der Münzen an
Fürsts Erben. Die Anlaufstelle machte in Kooperation mit dem
Bildungsministerium daraufhin Fürsts Neffen Herbert Anderson, den
Vater des Direktors des British Museums Robert Anderson, als
alleinigen lebenden Erben ausfindig. Herbert Anderson hatte die
Münzsammlung bereits seit Jahrzehnten gesucht und schon im Rahmen des
2. Kunst- und Kulturgutbereinigungsgesetzes von 1986 einen Antrag auf
Rückgabe gestellt. Da die Daten jedoch nicht zentral erfasst waren,
wurde keine Verbindung zwischen Andersons Antrag und dem KHM
hergestellt.
Anderson wurde in Berlin geboren und emigrierte aus Österreich.
Seit seiner Emigration lebt er in Großbritannien. Der Österreicher
Leo Fürst wurde von der Gestapo verhaftet, als er sich über den Raub
seiner Münzsammlung beschwerte. Nach seiner Freilassung gelang ihm
die Flucht ins Exil nach Nizza, wo er 1941 starb. Seine Münzsammlung
umfasste ursprünglich 873 Stücke (401 Goldmünzen, 237 Silbermünzen
und 235 Stücke aus unedlem Metall). Der Rest der Sammlung gelangte
auf den freien Markt.
(APA)