Die Luftfahrtindustrie ist und bleibt ein Sündenfall der freien Marktwirtschaft. Das hat nachvollziehbare Gründe: Eine volkswirtschaftlich wichtige Hochtechnologie und viele tausende Arbeitsplätze; und die Verflechtung des zivilen Sektors mit dem oft korrupten Rüstungskomplex verleitet zu staatlichen Interventionen.

Das führt unter anderem zu grotesken Situationen wie jener beim Militärairbus A400M, der Wünsche vieler Militärs aus vielen Ländern befriedigen soll. Ein Rezept zum perfekten Unglück: aufgebläht, immer später, immer teurer. Damit so was noch fliegt (unternehmerisch gesehen), vergeben Staaten Subventionen.

Weil dies offiziell nicht mehr erlaubt ist, versuchen sie es zu verstecken. Eine gängige Praxis sind billige Startkredite in Milliardenhöhe, wie sie Airbus für alle Flugzeugentwicklungen erhalten hat. Jetzt bescheinigte die WTO den Europäern, dass dies unerlaubte Subventionen sind.

Mit solchen Staatshilfen und politischer Einflussnahme ist es gelungen, Europas kleinteilige Aviation-Industrie zu einem großen Industriekonglomerat zusammenzufassen. Airbus ist ein ebenbürtiger Konkurrent für den Hersteller Boeing, der seinerseits nicht frei von Subventionitis ist. Näheres werden wir von der WTO in zwei Wochen erfahren. Aber jetzt, da diese Industrie tragfähig ist, ist es dringend Zeit, dass sich die Staaten zurückziehen. Denn in Zeiten der Schuldenkrise gibt es nichts mehr zu verschenken.  (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2010)