Es ist eine Frage, die bei jedem Open Source-Projekt immer wieder aufkommt: Wer schreibt eigentlich all diesen Code? Stammen die meisten Beiträge aus der verteilten Community der freiwilligen HelferInnen oder treiben doch vor allem Unternehmen die Entwicklung voran? Und wenn ja: Welche? Eine Thematik, der sich GNOME-Entwickler Dave Neary etwas näher gewidmet hat, die aus der Analyse des Source Codes und einer Umfrage gewonnenen Erkenntnisse präsentierte er nun im Rahmen der derzeit in Den Haag stattfindenden GNOME-Konferenz GUADEC.

Unternehmen

Und diese fördern in einigen Punkten durchaus interessante Erkenntnisse zutage: So ergab die Code-Analyse, dass mehr als 70 Prozent der Beiträge von EntwicklerInnen stammt, die bei diversen im GNOME-Umfeld tätigen Unternehmen beschäftigt sind. Die zugehörige Umfrage zeigt aber auch, dass der größte Teil dieser Beiträge trotzdem in der Freizeit vorgenommen wird, hier viele also stark in das Projekt eingebunden sind. Rein professionell - also ohne weitere Involvierung außerhalb der Arbeitszeit - sind hingegen nur vergleichsweise wenige im GNOME-Umfeld tätig.

Red Hat

Durchaus dazu geeignet kontroverse Diskussionen auszulösen, ist eine andere Statistik, und zwar jene, die der Frage nachgeht, welche Unternehmen über die Jahre am meisten Code beigetragen haben. Dass Red Hat mit 16,30 Prozent (nach den Beiträgen aus der Community) diese Liste klar anführt, war wohl zu erwarten, auch die zweite Position von Novell (10,44%) ist noch keine Überraschung. Doch danach folgen - neben Intel, das mit 2,57 Prozent immerhin an vierter Stelle liegt - zahlreiche kleine Unternehmen, die in den letzten Jahren im GNOME-Umfeld entstanden sind. Allen voran Collabora (4,99 Prozent), welches für das Telepathy-Kommunikations-Framework verantwortlich zeichnet, die Multimedia-Experten von Fluendo (GStreamer) oder auch der GTK+-Dienstleister Lanedo.

Ubuntu

Vergleichsweise marginal hingegen die Zahl der Beiträge, die von Ubuntu-Hersteller Canonical stammen, mit 1,03 Prozent ist man gerade noch in den Top-15, hat aber noch nicht einmal schon seit langen Jahren in Konkurs gegangen Unternehmen wie Eazel überholt. Freilich sollte nicht vergessen werden, dass die Analyse den gesamten Code betrachtet, schon länger existierende Unternehmen hier also im Vorteil sind. Gerade unter diesem Blickpunkt fällt allerdings wiederum auf, dass der noch recht junge Webbook-Hersteller Litl es im Ranking bereits vor Canonical geschafft hat. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.07.10)